Nils Petter Molvaer
Der norwegische Trompeter, Komponist und Produzent ist dafür bekannt, unterschiedlichste Musikstile – wie Jazz, Ambient, House, elektronische Musik und Break Beats – miteinander zu verbinden und aus ihnen scheinbar mühelos eine überzeugende Klanglandschaft von tiefer Intensität zu formen.
Sein 1997 bei ECM erschienenes Solo-Debütalbum “Khmer” war gleich ein Meilenstein, der den weiteren Verlauf seiner Karriere definieren sollte. Zuvor hatte Molvaer bereits mit Schlüsselfiguren der skandinavischen Szene wie Arild Andersen und dessen Band Masqualero, Sidsel Endresen, Marilyn Mazur sowie Jon Balke zusammengearbeitet und sich dabei eine exzellente Reputation erworben. Doch erst mit seinem “Khmer”-Projekt, für das er u.a. den Jahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik erhielt, trat er selbst ins internationale Rampenlicht. Es folgten die Alben “Solid Ether” (ECM, 2000), “np3” (Universal, 2002), “Streamer” (Universal, 2004), “ER” (Universal, 2005) und “Re-Vision” (Universal, 2008). Immensen Erfolg verzeichnete er zwischendurch auch mit den Remix-Alben “Recoloured” (Universal, 2001) und “Remakes” (Universal, 2005). Auf “Hamada” (Universal, 2009) und “Baboon Moon” (Sony, 2011) präsentierte sich Molvaer mit einem neuen, spartanischeren Klangkonzept, das er zuvor bei Konzerten im Trio-Format kreiert hatte.
Bei all diesen musikalischen Abenteuern stand aber stets Nils Petter Molvaers eigene musikalische Reise im Vordergrund, seine Fähigkeit sinfonisch strukturierte Musik mit Klarheit und Individualität zu kreieren. Diese Qualitäten und natürlich die Anerkennung seiner erstaunlichen internationalen Karriere waren es auch, die ihm einen Buddy Award einbrachten. Bei seinen Performances in aller Welt wird er frenetisch gefeiert. Dabei nimmt Molvaer immer wieder auch die Gelegenheit wahr, das Publikum mit seinen globalen Inspirationsquellen vertraut zu machen: indem er in seine Musik etwa den unter die Haut gehenden Klang des armenischen Duduk oder Muezzin-Rufe einarbeitete.
Obwohl er stets einen gut gefüllten Terminkalender hat und nahezu ständig internationale Tourneen absolviert, findet Nils Petter Molvaer dennoch Zeit, um Musik für das Theater (u.a. für eine Inszenierung von Ibsens “Gespenster”) und den Film (die lange Liste enthält u.a. die Titel “Edy”, “Es schläft ein Lied in allen Dingen”, “Frozen Heart”, “Stratosphere Girl”, “The Invention of Love”, “Leaps and Bounds”, “Shameless” sowie die Fernsehserie “Harry and Charles”) zu schreiben. Und natürlich ist er einer der besten Botschafter Norwegens im Bereich des Jazz und der zeitgenössischen Musik.
Moritz von Oswald
Der Musiker begann seine Karriere in den frühen 1980er Jahren in der NDW-Band Die Doraus & die Marinas. Er war außerdem Mitglied von Thomas Fehlmanns Palais Schaumburg und an der Einspielung zweier Alben von Holger Hiller beteiligt. 1989 wandte er sich dem Produzieren und der Clubmusik zu. Ein besonders fruchtbarer Austausch entwickelte sich in dieser Periode zwischen von Oswald und Detroit-Techno-Pionieren wie Juan Atkins und Eddie “Flashin” Fowlkes. 1992 begann er seine musikalische Partnerschaft mit Mark Ernestus, mit dem er unter den verschiedensten Aliasnamen zusammenarbeitete: die bekanntesten sind Basic Channel, Maurizio, Quadrant und Rhythm & Sound. Ihre ersten Veröffentlichungen, die noch deutlich im Zeichen ihrer Detroit-Connections standen, wurden sofort zu Klassikern.
Gemeinsam etablierten sie auch das Studio Dubplates & Mastering, in dem von Oswald als Mastering- und Cutting-Ingenieur für deutsche und internationale Künstler konstant in die Entwicklung elektronischer Musik involviert wart. Er masterte unzählige Produktionen, darunter auch Veröffentlichungen für die Major-Companies BMG und Universal sowie für Indie-Labels wie Planet E.
2008 nahm von Oswald ein weiteres ambitioniertes Projekt in Angriff: Zusammen mit dem Detroiter Techno-Pionier Carl Craig kreierte er ein Album für die “ReComposed”-Serie des Klassiklabels Deutsche Grammophon. Auf radikale Weise bearbeiteten sie darauf Musik der Komponisten Maurice Ravel und Modest Mussorgsky, indem sie die Originalaufnahmen auf ein subtiles Minimum reduzierten, während sie das Material gleichzeitig elektronisch erweiterten. Das Resultat war ein durch und durch faszinierendes Album, das Einflüsse von Ambient- bis hin zu Minimal-Disco-Music aufwies. Das Gespann arbeitete später bei einigen Shows auch mit dem Pianisten Francesco Tristano zusammen, der in der zeitgenössischen Klassik ebenso zu Hause ist wie im Jazz.
Von Oswalds Musikinteresse geht weit über die klassische Musik und den Jazz hinaus. Er gilt auch als einer der Pioniere der Fusion von Techno und Dub Music; ein besonders gelungenes Beispiel dafür ist seine Kollaboration mit dem dominicanischen Reggae-Künstler Paul St. Hilaire (a.k.a. Tikiman), bei der auch Mark Ernestus wieder mit von der Partie war.
09/2013