5 Original Albums | News | Charlie Haden - stiller Maestro des Kontrabass

Charlie Haden – stiller Maestro des Kontrabass

Die preiswerte CD-Box “5 Original Albums” versammelt fünf abwechslungsreiche Alben, mit denen Bassist Charlie Haden zwischen 1991 und 2001 Erfolge feierte.
5 Original Albums - Charlie Haden
5 Original Albums - Charlie Haden
06.09.2018
“Es gibt im Jazz kein wichtigeres Instrument als den Bass”, meinte Jazzkritiker Francis Davis einmal. “Er ist sowohl das Rückgrat als auch der Herzschlag, und Charlie Haden ist sein Meister.” Dabei war der 2014 verstorbene Haden auf seinem Instrument weder ein so bestechender Virtuose wie etwa Dave Holland noch verstand er es, so unwiderstehlich wie Ray Brown zu swingen. Doch Charlie Haden gelang es auf seine unscheinbare Art, sich früh an die Spitze der innovativen Jazz-Avantgarde zu setzen. Außerdem schrieb er zahllose Kompositionen, die heute zum Kanon der modernen Jazzstandards gehören.
Zur Welt kam Haden 1937 in der ländlichen Kleinstadt Shenandoah in Iowa, wo er mit Country- und Folk-Musik in einer musikalischen Familie aufwuchs, bevor er als Teenager durch Charlie Parker und Stan Kenton den Jazz entdeckte. Mit zwanzig Jahren zog er nach Los Angeles, wo er auf musikalische Freigeister wie Paul Bley, Ornette Coleman und Don Cherry stieß, mit denen er den Jazz in der Folge von harmonischen Zwängen befreite. Doch selbst in absolut freien, atonalen Kontexten schaffte es Haden, der Musik mit seinem Bass einen ruhenden Pol und Anmut zu geben.
Diese Qualitäten brachte er ab den späten 1960er Jahren noch stärker in seinem eigenen Liberation Music Orchestra (das er im Laufe der Jahrzehnte immer wieder zusammentrommeln und mit neuen hochkarätigen Solisten besetzen sollte) und als Mitglied von Keith Jarretts amerikanischem Quartett zur Geltung. Mitte der 1980er Jahre gründete der Bassist sein extrem populäres Quartet West, mit dem er lyrischen, Film-Noir-reifen Jazz auf allerhöchstem Niveau zelebrierte. Immer wieder bestach Haden aber auch in intimen Duetten mit so unterschiedlichen Musikern wie Pat Metheny, Hank Jones, Gonzalo Rubalcaba, Kenny Barron, Keith Jarrett oder Jim Hall.
Ein Spiegelbild seiner Vielseitigkeit bieten nun die fünf exzellenten Aufnahmen, die zusammen in der preiswerten Box “5 Originals Albums” erscheinen. “Haunted Heart” von 1991 präsentiert Haden im Zusammenspiel mit seinen Quartet-West-Kollegen Ernie Watts, Alan Broadbent und Larance Marable sowie “Gastauftritten” der Sängerinnen Billie Holiday, Jo Stafford und Jeri Southern. Zwei der fünf Alben zeigen den Bassisten in Duetten mit Pianisten: auf “Steal Away” vertiefte er sich 1994 mit Hank Jones in Gospelmusik und Spirituals, auf “Night And The City” 1996 mit Kenny Barron in urbanen Jazz und Blues. Für “The Art Of The Song” gesellten sich 1999 die einzigartige Shirley Horn, der Sänger Bill Henderson und ein Streichorchester zu Haden und seinem Quartet West. Und auf dem lateinamerikanisch geprägten Album “Nocturne” kommt es 2001 schließlich zu einem Austausch mit u.a. Gonzalo Rubalcaba, Pat Metheny, Joe Lovano und David Sánchez. Ausgestattet ist die Box mit Original-Albumartwork, Stecktaschen-CDs und einem attraktiven Schuber.