Saxophonist Hank Mobley zählte zu den größten Melodikern seiner Generation. Nachzuhören auf fünf seiner besten Blue-Note-Alben, die jetzt gesammelt in einer CD-Box erschienen.
5 Original Albums - Hank Mobley
02.10.2018
Eigentlich war es nur als Zeitvertreib gedacht, da Hank Mobley als Jugendlicher einige Monate krankheitsbedingt die Wohnung nicht verlassen konnte. Doch das Geschenk seiner Großmutter – ein Tenorsaxophon – hatte ungeahnte Folgen; wie besessen übte Mobley und brachte es als Autodidakt auf diesem Instrument zur Meisterschaft. Als es ihn nach New York verschlug, fasste er schnell Fuß in der Clubszene und etablierte sich als versierter Tenorist. Er spielte erste Aufnahmen unter eigenem Namen ein, wurde Mitglied bei Art Blakeys Jazz Messengers und legte sich einen unverwechselbaren Sound zu, weder so aggressiv wie John Coltrane, noch so sanft und cool wie Stan Getz. Mobley bediente mit lyrisch-lockerem und feinsinnigem Spiel eine ganz eigene Phalanx, die für Kenner wie Jazz-Papst Leonard Feather zu einem der führenden Improvisatoren seines Instruments werden ließen. Jahrelang als Geheimtipp von Brancheninsidern gehandelt, erfuhr er erst postum die Ehre, die ihm schon immer zustand. Sein Freund und Kollege, Horace Silver, sollte recht behalten, als er in seiner Autobiographie schrieb: “Hank Mobley war ein Gigant”.
“Peckin' Time”, gemeinsam mit Trompeter Lee Morgan eingespielt, offenbarte bereits alle Fähigkeiten Mobleys. Mit welcher Stilmelange die Gruppe etwa den Kurt-Weill-Broadway-Klassiker “Speak Low” verarbeitete, hat besonderen Reiz. Das Titelstück des Albums “Roll Call” zeigte mit seinen feurigen Schlagzeugpartien das Hardbop-Prinzip in vollendeter Güte, ohne jedoch die Melodie zum Mitpfeifen aus den Augen zu verlieren. Gesegnet mit der legendären Rhythmusgruppe von Miles Davis (Pianist Wynton Kelly, Bassist Paul Chambers und Drummer Philly Joe Jones) entwickelte sich “Another Workout” schnell zum Klassiker – Hank Mobley hatte selbst für einige Zeit bei Davis ausgeholfen, als dieser auf der Suche nach einem Coltrane-Ersatz war. “No Room for Squares” punktete an den 88 Tasten mit der Blue-Note-Entdeckung Andrew Hill sowie dem legendären Herbie Hancock, während “Reach Out!” aufgrund seiner Tracklist oft etwas stiefmütterlich behandelt wurde. Den Kritikern erschien es allzu gefällig. Doch wer je die hier eingespielten Versionen von Pop-Songs wie “Reach Out (I’ll Be There)” oder “Goin' Out of My Head” gehört hat, wird feststellen, dass Hank Mobley auch diesen Songs einen Glanz verpassen konnte, der seinesgleichen suchte.
Alle Alben erklingen dank der fachkundigen Abmischung des legendären Tonmeisters Rudy Van Gelder in überwältigend klarem Sound. In der preiswerten neuen Box “5 Original Albums”, die mit Original-Cover, Stecktaschen-CDs, detaillierten Musikerangaben und attraktivem Schuber daherkommt, werden fünf von Hank Mobleys besten und bekanntesten Blue-Note-Alben nun kompakt wiederveröffentlicht.
Die in der Box enthaltenen Alben sind chronologisch: