Jahre bevor Saxophonist Klaus Doldinger, der im vergangenen Jahr mit dem ECHO Jazz für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde, mit seiner Fusion-Formation Passport oder Filmmusiken wie “Das Boot” internationale Erfolge feierte, begründeten vier Philips-Alben seinen Weltruhm als kommerzielle Nr. 1 des deutschen Jazz. Die auf dem LP-Markt in gutem Zustand nur noch schwer zu bekommenden Alben wurden jetzt digital remastert und erscheinen innerhalb der 5-Original-Albums-Reihe in einer schmucken CD-Box, die nicht nur die Originalmusik sondern auch die schönen Originalcover wiederauflegt.
1963 erschien das Doldinger-Debüt “Jazz Made In Germany” und machte ihn und sein Quartett schlagartig bekannt. Entdecker und Produzent war niemand Geringerer als Siegfried E. Loch, heute vor allen Dingen als Gründer des ACT-Labels bekannt. Das Album machte Doldingers verspielten, Blues-betonten und unverwechselbaren Saxophonsound – garniert mit feurigen Soli von Hammondorgelvirtuose Ingfried Hoffmann – quasi über Nacht zum Markenzeichen.
Bereits im Jahr darauf erschien die groovende LP “Live At The Blue Note Berlin”, die den durch unzählige Tour-Auftritte geschulten Ensemblecharakter der Gruppe herausstellte und auch Bassist Helmut Kandlberger und Schlagzeuger Klaus Weiss prägnante Soli ermöglichte. Bereits hier begann das bloße Adaptieren klassischer Standards zugunsten von starken Eigenkompositionen Doldingers in den Hintergrund zu treten.
Einen weiteren Paradigmenwechsel vollzog 1965 das Album “Doldinger in Südamerika”: nicht nur die Rhythmussektion wechselte – so etablierte sich neben Schlagwerker Cees See nun Bassgeiger Peter Trunk als zusätzlicher Impuls – und mit Gitarrist Attila Zoller trat ein renommierter Gastmusiker auf, auch der musikalische Ansatz wurde verfeinert und verschob sich zum freien Extemporieren in brasilianischem Klangkolorit. Dass das Goethe-Institut Doldinger und sein Quartett danach durch Brasilien schickte, durfte als weitere Auszeichnung verstanden werden.
Bevor Doldinger das Label wechselte, erschien 1967 sein letztes Album bei Philips. Wie der Vorgänger wurde es im Rahmen der Kooperation mit der Jugendzeitschrift TWEN veröffentlicht. “Doldinger Goes On” enthielt ausschließlich Themen aus der Feder des Saxophonisten, stockte das Quartet mit dem jungen Seitenzupfer Volker Kriegel und dem Perkussionisten Fats Sadi auf, während Kandlberger hier seinen elektrischen Bass zur Verstärkung des Soulcharakters einbrachte. Elegische Balladen, rasante Quartstafetten und freche Hardbop-Nummern machten den Longplayer zu einer gelungenen Versammlung aller Tugenden, die Klaus Doldingers erste Jahre als Star der Szene auszeichnete.
Die der Box beigefügte Compilation “So Much Doldinger” fasst schließlich rare Single-/EP-non-Album-Tracks zusammen, sowie zwei Stücke aus dem Will-Tremper-Kultfilm “Playgirl”. Des Weiteren feiern hier feurige Soultitel ihre CD-Premiere, die Doldinger unter dem Pseudonym Paul Nero einspielte und die dank Sidemen wie Sahib Shihab oder Klaus Voormann nichts an tanzbarer Jazz-Finesse schuldig bleiben.