5 Original Albums | News | The Crusaders - Kreuzzügler für den guten Geschmack

The Crusaders – Kreuzzügler für den guten Geschmack

5 original albums
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25.08.2017
“Hierzulande gibt es leider eine Menge Vorurteile gegenüber den verschiedenen Formen der Musik”, meinte Crusaders-Pianist Joe Sample 1985 gegenüber der LA Times. “Die Jazzleute hassen den Blues, die Bluesleute hassen Rock und die Rockleute hassen Jazz. Aber wie kann jemand nur Musik hassen? Wir neigen dazu, keine Form von Musik zu hassen, weshalb wir alles zusammenmischen. Und infolgedessen haben wir ständig Ärger mit allen.” Ärger mit allen? Die Aussage kann man so wohl kaum stehen lassen. Denn sonst hätten die Crusaders in den 1970er Jahren nicht ein Hit-Album nach dem anderen gehabt. Das Publikum zumindest liebte ihre Musik heiß und innig. Dass sie 1971, als sie eigentlich schon kurz vor der Auflösung standen, den “Jazz”-Zusatz aus ihrem Namen gestrichen hatten, hatte sich für die Crusaders offenbar ausgezahlt.
Es war ja auch nicht das erste Mal gewesen, dass die Band ihren Namen und ihre stilistische Ausrichtung geändert hatte. Zusammengefunden hatten sich Keyboarder Joe Sample, Saxophonist/Bassist Wilton Felder, Schlagzeuger Nesbert “Stix” Hooper und Posaunist Wayne Henderson in ihrer texanischen Heimatstadt Houston 1954 unter dem Namen The Swingsters. Danach traten sie eine Zeit lang als The Nite Hawks und Modern Jazz Sextet auf, bevor sie sich 1960 den Namen Jazz Crusaders zulegten. Mit einer Reihe hochkarätiger Alben und einem Mix aus Hard-Bop und Soul-Jazz erwarben sie sich in den USA immer mehr Reputation und überlebten so relativ unbeschadet die Dekade, in der der Jazz eine seiner ersten ernsthaften Krisen durchmachte. Doch Ende der 1960er Jahre begann auch der Stern der Jazz Crusaders zu verblassen.
Die Band reagierte darauf mit einer stilistischen Umorientierung: der Sound wurde funkiger und grooviger, tendierte nun mehr in Richtung Rhythm’n'Blues. Außerdem wurde das akustische Instrumentarium gegen elektrisch verstärktes Equipment ausgetauscht und die Grundformation durch Gitarristen wie Arthur Adams, David T.Walker und Larry Carlton erweitert. Die Rechnung ging auf: Schon das erste Album “1”, das 1972 erschien, konnte sich auf Anhieb in drei Billboard-Charts (Jazz, Black Music und Pop) platzieren. Die Erfolgskurve begann wieder steil in die Höhe zu schießen und erreichte mit “Street Life” 1979 den Zenit. Fünf der erfolgreichsten Alben der Crusaders – darunter natürlich auch “Street Life” – erscheinen nun zusammen in der preiswerten Box “5 Original Albums”, die digital remastert wurde und mit dem schmucken Original-Artwork auf Stecktaschen-CDs ausgestattet ist.

Chain Reaction (1975)

In einer Zeit, als die Jazz-Fusion entweder immer technokratischer geriet oder zum Smooth Jazz verwässert wurde, setzten die Crusaders mit ihrer funkbetonten, groovelastigen Musik einen wohltuenden Kontrapunkt.
“Eine der geschmackvollsten Kreationen der Jazz-Fusion-Ära der 1970er Jahre”, urteilte der All Music Guide über das sechste Album der Band. “Auf ‘Chain Reaction’ präsentieren sich die Crusaders in Topform. Die Kompositionen sind sowohl zugänglich als auch einprägsam, und das Spiel ist durchweg exzellent.” Während das Album Platz 1 der Jazz-Charts erreichte, gelangte die Single-Auskopplung “Creole” in die Top 100 der Rhythm’n'Blues-Charts.

Those Southern Knights (1976)

Das Nachfolge-Album schaffte es zwar “nur” auf den zweiten Platz der Jazz-Charts, generierte dafür aber gleich zwei Singles für die Rhythm’n'Blues-Charts: “And Then There Was The Blues” und “Keep That Same Old Feeling”. Das Erstaunliche ist, dass es Keyboarder Joe Sample, Tenorsaxophonist Wilton Felder, Posaunist Wayne Henderson und Gitarrist Larry Carlton in diesen Nummern trotzdem gelang, mit ihren Soli eindeutig jazzige Akzente zu setzen.

Free As The Wind (1977)

Da ihm die kommerziellere Ausrichtung der Crusaders nicht schmeckte, verkündete Gründungsmitglied und Posaunist Wayne Henderson nach der Einspielung von “Those Southern Nights” seinen Abschied.  Den Verlust ihres jazzigsten Mitglieds kompensierten die Crusaders allerdings überraschend gut. Tatsächlich gilt "Free As The Wind, die erste Aufnahme der Post-Henderson-Ära, vielen als das beste Album der Crusaders überhaupt. Als das Label GRP von der Band 1992 die Best-Of-Compilation “The Golden Years” herausbrachte, erschienen darauf gleich sechs der acht Songs von “Free As The Wind”.

Images (1978)

Wie sehr die Crusaders mit ihrer Musik nachfolgende Musikergenerationen beeinflussten, verdeutlichen sehr schön einige der Songs des Albums “Images”. Die spacigen Sounds von Pops Popwells “Cosmic Reign” wurden von A Tribe Called Quest und Erick Sermon gesamplet, Stix Hoopers bluesiger Lullabye “Marcella’s Dream” von dem Franzosen Akhenaton (IAM), Wilton Felders “struttiges” “Covert Action” von Lil' Bow Wow und Ice Cube und Joe Samples leicht latinisiertes “Merry-Go-Round” von Organized Konfusion.

Street Life (1979)

Den absoluten Höhepunkt ihrer Karriere erreichten die Crusaders 1979 mit “Street Life”. Das Album schoß auf Platz 1 der Jazz-Charts, Platz 3 der Black Music-Charts und Platz 18 der Pop-Charts. Die gleichnamige Single mit Sängerin Randy Crawford wurde zu einem weltweiten Hit, der einem noch heute regelmäßig aus Radios entgegenschallt. Für die Einspielung des Albums hatte sich die Crusaders zudem prominent verstärkt: am Bass waren die Motown-Legende James Jamerson und Alphonso Johnson von Weather Report zu hören, an der Gitarre Barry Finnerty, der später mit Miles Davis spielte. Noch mehr Druck verschaffte der Musik außerdem ein Bläsersatz mit Trompeter Oscar Brashear, Posaunist Garnett Brown und Saxophonist Jerome Richardson.