Allen Toussaint | Offizielle Biografie

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Allen Toussaint 2013
Allen Toussaint 2013
Wohl kaum ein anderer Künstler hat die Musikszene von New Orleans so sehr geprägt wie der Pianist, Komponist, Arrangeur und Bandleader Allen Toussaint. Der seit den 1950er Jahren aktive Musiker schrieb im Laufe der Jahrzehnte unzählige Hits für andere Interpreten. Eine Auswahl aus diesem Repertoire präsentiert er nun auf seinem neuen Album “Songbook”. Die Deluxe-Ausgabe enthält eine CD mit 25 Songs und eine 90-minütige DVD mit einem ausführlichen Interview. Aufgezeichnet wurden die Aufnahmen im September 2009 bei Auftritten im bekannten New Yorker Club Joe’s Pub.

Die Liste der Künstler, die im Laufe der Jahrzehnte von Toussaints magischem Touch profitiert haben, ist beeindruckend und genreübergreifend. Schon als 19-Jähriger sprang er als Pianist bei einer Plattenaufnahme für den legendären Fats Domino ein. In den 1960er Jahren coverten u.a. die Rolling Stones, The Who und The Hollies seinen Song “Fortune Teller”. Später schrieb Toussaint Bläserarrangements für Paul Simon, Little Feat und The Band, produzierte Erfolgsalben von Dr. John und LaBelle und mischte mit seiner Funk-Band The Meters die Musikszene von New Orleans auf. Zu den größten Fans der Meters gehörten Paul McCartney und Robert Palmer, die das Ensemble auch zu eigenen Aufnahmen ins Studio holten. In seiner rund 50 Jahre umspannenden Karriere komponierte Allen Toussaint über 850 Songs, von denen viele als Hits in den Pop-, Rhythm’n'Blues-, Country- und Dance-Charts landeten und noch heute mit schöner Regelmäßigkeit im Radio gespielt werden. Darüber hinaus schrieb er Musik für Fernsehserien und Jingles für die Werbebranche.

Ende der 1970er Jahre begann es dann etwas ruhiger um Allen Toussaint zu werden. Er war zwar nach wie vor als Produzent, Arrangeur und Pianist tätig (in den 1980ern arbeitete er z.B. eng mit dem musikalischen Visionär Kip Hanrahan bei dessen faszinierenden “Conjure”-Projekten zusammen), doch längst nicht mehr so omnipräsent wie in den zwei vorausgegangenen Jahrzehnten. Dann startete er 1996 noch einmal neu durch. Seitdem spielte er sieben Alben mit Größen wie Elvis Costello und Eric Clapton ein, wurde für Grammys nominiert und in eine Reihe von “Halls Of Fame” aufgenommen. Zu neuer Popularität gelangte er auch dadurch, dass HipHop-Schwergewichte wie O.D.B., Biz Markie, KRS One und OutKast seine alten Aufnahmen sampelten. Außerdem absolvierte Toussaint wieder zahlreiche Auftritte in nationalen Fernseh- und Radioshows. Und in der in New Orleans spielenden HBO-Serie “Treme” durfte der Pate des New Orleanser Funk, Soul und Rhythm’n’Blues natürlich auch nicht fehlen.

Wie so viele andere Einwohner von New Orleans wurde auch Allen Toussaint 2005 ein Opfer des Wirbelsturms Katrina. Er verlor damals nicht nur sein Haus, sondern auch sein Studio und stand plötzlich vor dem Nichts. Um wieder auf die Beine zu kommen – finanziell, musikalisch und auch spirituell – zog er nach New York und gab dort erst einmal Solokonzerte, wobei er Joe’s Pub auf der Lafayette Street zu seinem neuen Basislager machte. In New York fand er endlich die Zeit, sich intensiver mit seinen eigenen Songs auseinanderzusetzen und sie selber auf der Bühne zu präsentieren. Denn obwohl er in seiner Karriere mit einigen der größten Musikstars aller Zeiten zusammengearbeitet hatte, scheute Toussaint eigentlich immer das Rampenlicht und zog lieber im Hintergrund die Fäden. “Ich bin es nicht gewöhnt, über mich selbst zu sprechen”, erklärte er einmal bei einem Auftritt. “Ich spreche im Studio durch die Musiker. Oder durch meine meine Songs.” Bei seinen Soloauftritten griff Toussaint auf Material zurück, das er über Jahre hinweg nicht angefasst hatte. Er nahm die Gelegenheit wahr, über seine eigenen Kompositionen zu improvisieren. Und auch auf der Bühne fühlte er sich zunehmend wohler, so dass er seine Performances schon bald durch zwischen den Stücken eingestreute Anekdoten auflockerte. Das musikalische Programm von “Songbook” erzählt nun seine persönliche Geschichte, aber auch die Geschichte der Musik von New Orleans.