Auf “Desfado” erkundet die junge Fado-Sängerin Ana Moura mit Gefährten wie
Herbie Hancock, Tim Ries und Produzent Larry Klein neue musikalische Horizonte.
Mit ihren ersten vier Alben hat sich die junge portugiesische Sängerin Ana Moura nicht nur in der heimischen Fado-Szene, sondern auch international einen guten Namen gemacht. Nun möchte sie mit “Desfado” aus dem doch sehr engen stilistischen Korsett ausbrechen und musikalisches Neuland erkunden. Dass sie diesen Schritt aus dem reinen Fado-Universum heraus eines Tages unternehmen würde, deutete sich tatsächlich schon vor einigen Jahren an. Durch Gastauftritte bei Konzerten von den
Rolling Stones und
Prince oder auch die Zusammenarbeit mit dem Stones-Saxophonisten Tim Ries, der sie zwei Nummern auf seinem Album “Stones World – Rolling Stones Project 2” singen ließ. Mit einem Album wie “Desfado” (der Titel ist ein Kunstwort, das man mit “Entfadosierung” übersetzen könnte) aber dürfte trotzdem niemand gerechnet haben.
Nach Mick Jagger und Prince ist nun Herbie Hancock Ana Mouras Partner.
Denn hier steht Ana Moura nun unter anderem der legendäre Jazzpianist Herbie Hancock zur Seite. Produziert hat dieses Album Larry Klein, unter dessen Ägide 2007 Hancocks Meisterwerk “River: The Joni Letters” entstanden war, das damals überraschend den Grammy als “Bestes Album des Jahres” erhielt. Da sich die Sängerin nicht ganz von ihren Fado-Wurzeln lösen wollte, reiste sie mit zweien ihrer engsten Mitarbeiter der letzten Jahre nach Los Angeles: Ângelo Freire, der Portugiesische Gitarre spielt und auch zu den Begleitern von Mouras Kollegin Mariza zählt, sowie Pedro Soares mit seiner klassischen Gitarre (die in Fado-Kreisen auch gerne “viola de fado” genannt wird). Die restlichen Musiker rekrutierte Larry Klein in der exzellenten Studioszene von Los Angeles, wo das Album im bekannten Henson Recording Studio auch entstand. Mit von der Partie ist außerdem der Mann, der Ana Moura vor ein paar Jahren die Türen zur Pop- und Rockwelt öffnete: Stones-Saxophonist Tim Ries.
Das Repertoire: Ein Spiegelbild der jungen portugiesischen Musikszene fernab des Fado.So ungewöhnlich wie die Besetzung ist auch das Repertoire von “Desfado”.
Da gibt es zum einen drei englischsprachige Titel: Joni Mitchells “A Case Of You”, David Poes “Thank You” und “Dream Of Fire”, ein Stück, das Ana Moura mit einem Freund schrieb, dessen Name geheim gehalten bleiben soll, und auf dem Herbie Hancock am Fender Rhodes zu hören ist. Die restlichen Stücke lieferten portugiesische Komponisten ihrer Generation, die meist ziemlich weit außerhalb der Fado-Tradition stehen. Mit “Desfado” wird Ana Moura den Großteil ihrer Fans sicherlich überraschen, allerdings auf durch und durch positive Art.