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Archiv-Fund – Blakeys vergessene Hardbop-Perlen

Mit “Just Coolin” fördert Blue Note ein Studioalbum von Art Blakey und seinen Jazz Messengers zutage, das geschlagene 51 Jahre ungehört in den Archiven des Labels schlummerte.
Art Blakey - Just Coolin'
Art Blakey - Just Coolin'
16.07.2020
Die erste Frage, die sich wohl jeder stellen wird: Warum zum Teufel hat es nur so lange gedauert, “Just Coolin'” endlich herauszubringen? An der Qualität der Musik und der Band – das weiß man bereits nach wenigen Takten – kann es nicht gelegen haben. Von Alfred Lion selbst, dem 1987 verstorbenen Blue-Note-Gründer und Produzenten des Albums, ist keine Begründung für die lange Archivierung der Aufnahmen überliefert. Die plausibelste Erklärung dürfte sein, dass er es anfangs zurückhielt, weil er dieselbe Besetzung schon ein paar Wochen später erneut aufnehmen ließ: am 15. April 1959 bei einem triumphalen Auftritt in dem berühmten New Yorker Jazzclub Birdland. Die nur kurzzeitig in dieser Besetzung zusammenspielende Band klang da schon wie aus einem Guss und Blue Note brachte den Mitschnitt unter dem Titel “Art Blakey & The Jazz Messengers At The Jazz Corner Of The World” noch im selben Jahr auf zwei separaten Alben heraus.
Bei der vorangegangen Session am 8. März 1959 in Rudy Van Gelders Studio in Hackensack hatten Blakey, Trompeter Lee Morgan, Pianist Bobby Timmons und Bassist Jymie Merritt das brandneue Repertoire, das zur Hälfte aus der Feder von Hank Mobley stammte, noch nicht ganz verinnerlicht. Obwohl sich die Musiker gleich mit Feuereifer auf die ihnen unbekannten Themen stürzten. Tenorsaxophonist Mobley, der 1954 – wie Dorham – zur Urbesetzung der Jazz Messengers gehört hatte, war für den ausgestiegenen Benny Golson kurzfristig als Ersatz eingesprungen. Die eigentliche Nachfolge von Golson sollte später der junge Wayne Shorter antreten.
In den Liner Notes zu “Just Coolin'” schreibt Bob Blumenthal: “Im Jahr 2020 ist es großartig, mehr Aufnahmen von Morgan, Mobley und Timmons in ihren besten Jahren zu entdecken. In die Musik hatten sie sich in dem Monat, der zwischen der Studio- und der Live-Version lag, eindeutig besser hineingefühlt, aber das ursprüngliche Feuer, mit dem diese sechs Titel gespielt wurden, hat seinen eigenen Reiz.” Neben den drei Mobley-Nummern “Hipsippy Blues”, “M&M” und “Just Coolin” sowie der Bernice-Petkere-Ballade “Close Your Eyes”, die allesamt auch bei dem mitgeschnittenen Birdland-Auftritt auf dem Programm standen, bietet “Just Coolin'” auch noch zwei zuvor unveröffentlichte Kompositionen: das Bobby-Timmons-Original “Quick Trick” und ein Stück namens “Jimerick”, dessen Urheber nicht genannt wird.
“Lassen Sie sich nicht von dem von Reid Miles inspirierten Cover von ‘Just Coolin'‘ täuschen”, warnt All About Jazz seine Leser in einer Rezension des Albums. “Die Scheibe ist nie zuvor herausgebracht worden. Sie präsentiert Blakey in all seiner Pracht mit einer Traumbesetzung der Jazz Messengers. […] Hardbop von solcher Qualität ist unsterblich.”