Zum 100. Geburstag von Art Blakey – Taktgeber, Mentor, Visionär und Botschafter des Jazz
Es gibt gleich doppelten Grund, sich an Art Blakey zu erinnern: am 11. Oktober hätte der Drummer seinen 100. Geburstag gefeiert, am 16. Oktober jährt sich zum 29. Mal sein Todestag.
Art BlakeyFrancis Wolff
04.10.2019
“Ja, Sir, ich werde bei Youngstern bleiben”, wurde der Schlagzeuger und Bandleader Art Blakey im Klappentext zu einem seiner frühen Blue-Note-Alben zitiert. “Wenn die zu alt werden, werde ich mir ein paar jüngere holen. Hält den Geist auf Zack.” Diese Einstellung mag erklären, warum Blakey mit seinen Jazz Messengers über die schier unglaubliche Zeitspanne von rund 35 Jahren einen so anhaltenden Erfolg verzeichnen konnte. Bis zuletzt hatte seine Musik nie den Beigeschmack des Antiquierten, Verstaubten. Ein Garant dafür waren auch die ständig wechselnden Besetzungen, die seine Bands mit einem nie endenden Strom frischer Energie versorgten.
Mit geradezu verblüffender Konstanz präsentierte er in den Jazz Messengers, die er anfangs gemeinsam mit dem Pianisten Horace Silver leitete, unentwegt neue Talente, die wenig später selbst zu Stars aufstiegen. Darunter Kenny Dorham, Lee Morgan, Freddie Hubbard, Benny Golson, Johnny Griffin, Wayne Shorter, Keith Jarrett, Terence Blanchard, Wynton und Branford Marsalis. Die lange Liste der Musiker, für die die Jazz Messengers zum Karrieresprungbett wurden, liest sich wie das “Who is Who” von vier Jahrzehnten Jazzgeschichte.
Der am 11. Oktober 1919 in Pittsburgh geborene Art Blakey erhielt zunächst Klavierunterricht und brachte sich dann das Schlagzeugspielen autodidaktisch bei. Mit 19 Jahren ging er nach New York, wo er in den Orchestern von Fletcher Henderson und Mary Lou Williams seine Reifeprüfung ablegte. Früh stieß er danach zum Kreis der New Yorker Bebop-Innovatoren und war auch wesentlich an der Entstehung des Hardbop beteiligt. 1947 reiste er nach Afrika, wo er ursprünglich nur drei Monate bleiben wollte, aus denen letztendlich aber zwei intensive Jahre wurden. In dieser Zeit studierte er traditionelle afrikanische Trommel-Techniken und islamische Kultur, konvertierte zum Islam und legte sich den Namen Abdullah Ibn Buhaina zu.
In seiner langen Karriere machte Art Blakey nicht nur Aufnahmen mit seinen Jazz Messengers, Bigbands und anderen eigenen Ensembles, sondern glänzte auch als Begleiter und Antreiber von anderen Größen wie Miles Davis, Charlie Parker, Thelonious Monk, Dizzy Gillespie, Sonny Rollins, Jimmy Smith, Bud Powell und Dexter Gordon. Als Blakey am 16. Oktober 1990 im Alter von 71 Jahren verstarb, meinte die von ihm inspirierte (und mit Carlos Santana verheiratete) Schlagzeugerin Cindy Blackman in einem Nachruf: “Als der Jazz in den 1970er Jahren Gefahr lief auszusterben, hielt Art die Szene am Leben.”