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Klaus Doldinger – Mit Herz und Seele Musiker

Mit einer 70 Jahre umspannenden Karriere gehört der Saxofonist Klaus Doldinger zu den Urgesteinen des deutschen Jazz. Jetzt hat seine spannende Autobiographie veröffentlicht.
Auf Streife Im Netz: Klaus Doldinger "Made In Germany - Mein Leben für die Musik" (Piper Verlag)
Auf Streife Im Netz: Klaus Doldinger "Made In Germany - Mein Leben für die Musik" (Piper Verlag)
23.09.2022
“Der Jazz traf mich wie der Blitz beim Pinkeln.” Mit diesem denkwürdigen Satz beginnt “Made In Germany – Mein Leben für die Musik”, die ausgesprochen launige Autobiographie des Saxofonisten Klaus Doldinger. Und in der hat der mittlerweile 86-Jährige, der zweifellos zu den wichtigsten und international bekanntesten deutschen Jazzmusikern zählt, wahrlich eine Menge zu erzählen. Auch wenn er sich dabei manchmal vielleicht ein wenig zu sehr in Details verzettelt. Wett macht er das aber allemal durch erfrischende Offenheit und seinen immer wieder aufblitzenden Sinn für Humor. Eine prima Idee war es zudem, am Rand der Seiten des Buchs QR-Codes einzustreuen, die Leser/innen direkt zu der im Text erwähnten Musik führen.
Es gibt amüsante Anekdoten wie die von seiner ersten unschuldigen Begegnung mit dem Jazz oder von seiner Aufnahmeprüfung am Robert-Schumann-Konservatorium in Düsseldorf, bei der er als Elfjähriger mit einer virtuosen Klavier-Darbietung von “Hänschen klein” in der “berühmten Einfingertechnik” glänzte. Man erfährt außerdem, dass es eine V-Disc mit der Aufnahme eines “Jazz At The Philharmonics”-Konzerts von 1944 war, die ihn damals in dem Wunsch bestärkte, selbst Jazz zu spielen.
Doldinger erzählt ausführlich von seinem Karrierestart in den frühen 1950ern mit der Düsseldorfer Band The Feetwarmers, die zunächst Dixieland und danach Chicago-Jazz spielte, und von seinem Wandel zum modernen Hard-Bopper in den 1960er Jahren (in der Reihe “5 Original Albums” erschien 2017 die noch erhältliche CD-Box mit Doldinger-Einspielungen aus dieser Zeit*).
Ganz wichtige Kapitel sind seiner noch heute aktiven Band Passport gewidmet, mit der er international die größten Erfolge verzeichnete und quasi die ganze Welt bereist hat. Und natürlich gewährt er auch Einblick in seine unglaublich produktive Arbeit als Komponist für Film (“Das Boot”, “Die unendliche Geschichte”) und Fernsehen (“Tatort”), die er schon 1963 begonnen hatte und die ab 1970 so richtig Fahrt aufnahm. 
Kurzum: auf 320 Seiten lässt Klaus Doldinger sein aufregendes Leben und rund 70 nicht weniger aufregende Karrierejahre Revue passieren. Als Koautoren halfen ihm bei der Aufzeichnung sein Sohn Nicolas Doldinger und der Musikjournalist Torsten Groß. Erschienen ist “Made In Germany – Mein Leben für die Musik” Anfang September im Piper-Verlag (EAN 978–3−492–07124–6).
* Sie enthält die Alben “Jazz Made In Germany”, “Doldinger Live At Blue Note Berlin”, “So Much Doldinger”, “Doldinger In Südamerika” und “Doldinger Goes On”.
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