Schon das gemalte Coverbild von Avishai Cohens “Big Vicious”signalisiert, dass man es hier mit einem etwas anderen ECM-Album zu tun hat. Es stellt die Musiker der gleichnamigen Band auf einer Bühne dar und bricht ein wenig mit der oft beschworenen, vermeintlich typischen ECM-Ästhetik. Auch musikalisch hebt sich sich Big Vicious ab. Und das wird vielleicht nirgendwo deutlicher als in der Gänsehaut erzeugenden Interpretation des Massive-Attack-Hits “Teardrop”, die nun als zweiter Vorab-Track des Albums auf Streaming-Plattformen gehört werden kann und zu der es auch einen Video-Clip gibt. Ein weit offener Ansatz bei Coverversionen ist integraler Bestandteil der musikalischen Vision von Big Vicious: “Wir haben anfangs eine Menge Coverversionen gespielt”, sagt Avishai Cohen. “Vor allem Musik aus den 1990er Jahren, weil die bei unserer Generation Resonanz findet. Das sind Dinge, die die wir in unserer Schulzeit gehört haben. Und ‘Teardrop’ von Massive Attack ist eine Nummer, an der wir uns nie satthören werden. Es ist ein Stück, das man endlos spielen kann – jedes seiner Elemente ist dermaßen vollendet und gleichzeitig so schlicht.” In der Version von Big Vicious übernimmt Avishai mit seiner Trompete natürlich die Rolle von Liz Fasers ätherischer Stimme im Original. “In dieser Band geht es nicht wirklich darum, Soli zu spielen”, fährt der Trompeter fort. “Das ist hier nicht das Ziel oder die angestrebte Ästhetik. Es geht stattdessen darum, wie man einen Song gestaltet, auch wenn niemand singt. Das ist in meinen Augen der Unterschied zu meinen anderen musikalischen Aktivitäten.”