Das Jahr von Blue Notes 75. Jubiläum ist zwar schon ausgeklungen, aber die Reihe “Back To Blue”, in der insgesamt 100 essentielle Jazzalben aus dem Katalog des Labels auf Vinyl wiederveröffentlicht werden, wird wie versprochen fortgesetzt. Jeden Monat erscheinen einige Alben auf 180 Gramm schwerem, audiophilem Vinyl; vorwiegend historische Aufnahmen, aber auch ein paar jüngere Werke, die sich noch auf dem Weg befinden, zu Klassikern zu reifen. Diesmal stehen Herbie Hancocks “The Prisoner”, McCoy Tyners “Time For Tyner” und Cecil Taylors “Conquistador!” auf dem Programm.
Herbie Hancock – The Prisoner
“The Prisoner” war nicht nur Herbie Hancocks letztes Album für Blue Note, sondern zugleich auch sein ambitioniertestes. Es entstand ziemlich genau ein Jahr nach der Ermordung des Bürgerrechtlers Dr. Martin Luther Kings, dem Hancock das Album widmete. “The Prisoner” ist eine Art Musik gewordenes sozialpolitisches Statement. Begleitet wurde der Pianist bei der Einspielung von einem Nonett mit u.a. Tenorsaxophonist Joe Henderson, Flötist Hubert Laws, Flügelhornist Johnny Coles, Posaunist Garnett Brown, Bassist Buster Williams und Schlagzeuger Albert “Tootie” Heath.
McCoy Tyner – Time For Tyner
“Eine kraftstrotzende Darbietung vom ersten bis zum letzten Moment”, urteilte der Penguin Guide to Jazz über das 1968 aufgenommene Album “Time For Tyner”. Gemeinsam mit Vibraphonist Bobby Hutcherson, Bassist Herbie Lewis und Schlagzeuger Freddie Waits präsentierte der frühere Coltrane-Pianist ein Set, das teils aus von afrikanischer Musik inspirierten Eigenkompositionen (“African Village”, “Little Madimba”), teils aus bekannten Standards (“I Didn’t Know What Time It Was”, “The Surrey With The Fringe On Top”, “I’ve Grown Accustomed to Her Face”) bestand.
Cecil Taylor – Conquistador!
Auf seinem Blue-Note-Debüt “Unit Structures” hatte Cecil Taylor im Mai 1966 ein ungewöhnlich besetztes Ensemble mit den beiden Bassisten Henry Grimes und Alan Silva, Trompeter Eddie Gale, den Holzbläsern Jimmy Lyons und Ken McIntyre sowie Schlagzeuger Andrew Cyrille vorgestellt. Zehn Tage später ging er mit fast gleicher Besetzung (lediglich Gale wurde durch Bill Dixon ersetzt und McIntyre war nicht mehr dabei) erneut ins Studio, um sein zweites und letztes Blue-Note-Album “Conquistador!” einzuspielen. Beide Alben festigten Taylors Ruf als Innovator des Jazz und zählen noch heute zu seinen besten Aufnahmen.