Die besondere Bedeutung, die die jährlichen Wettbewerbe des
Thelonious Monk Institute für den Jazz haben, kann man leicht an der Liste der bisherigen Gewinner ablesen. Die Sieger der letzten Jahre, wie etwa die Pianisten
Tigran Hamasyan und
Kris Bowers oder Trompeter
Ambrose Akinmusire, haben dem Jazz mittlerweile ein frisches Gesicht verliehen und treiben die Entwicklung dieser Musik ohne Scheuklappen voran. Dass sie heute in der “ersten Liga” spielen, zeugt vom Sachverstand der Wettbewerbsjurys. Als
Ben Williams 2009 den Bassisten-Wettbewerb gewann, war sie mit
Ron Carter,
Charlie Haden,
Dave Holland,
Robert Hurst,
Christian McBride und
John Patitucci besetzt. Namhaftere Jazzbassisten hätte man kaum finden können. “Meine Karriere als Bandleader und Komponist begann in dem Augenblick, als ich den Wettbewerb gewann”, sagt Ben Williams. “Ich hatte diese Gelegenheit, eine wirkliche musikalische Aussage zu machen – mehr noch: ich hatte auch eine Verpflichtung, dies zu tun.” Mit seinem zweiten Soloalbum “
Coming Of Age” unterstreicht Williams, wie ernst er diese Verpflichtung nimmt. “Erwachsenwerden” (denn so ist der Titel des neuen Albums zu übersetzen) bedeutet für den 30-jährigen Williams nicht nur eine aktive Rolle unter seinen Jazzkollegen einzunehmen, sondern auch eine zentrale Rolle in der Musikwelt im Allgemeinen zu spielen. “Bens Zugang zur Musik ist von Furchtlosigkeit und Offenheit geprägt”, lobt Pat Metheny, in dessen Band Williams den heftig umworbenen Platz des Bassisten ergattern konnte.
“Das ist eine wunderbare Kombination von Fähigkeiten.”
Ausgesprochen mutig und stilistisch aufgeschlossen präsentiert er sich nun auch auf “Coming Of Age”. Eine Reihe von Stücken sind eine Reaktion auf die heutige Politik und aktuelle Ereignisse. So setzt er sich in dem martialischen Song “
Toy Soldiers” mit den Opfern von Kriegen auseinander oder im aufbauenden “
Strength And Beauty” mit dem Amoklauf an der Sandy Hook Elementary School. Dem guten Beispiel
Miles Davis' folgend, ermuntert Williams auch die Mitglieder seiner Band, im Studio selbst zu komponieren. Für die Rhythm’n'Blues-Nummer “
Voice Of Freedom (For Mandela)” tat er sich zunächst mit der Sängerin und Songschreiberin
Goapele zusammen. Bei der Einspielung im Studio schuf Saxophonist
Marcus Strickland dann aus dem Stegreif ein Bläserarrangement, dessen sonnige Harmonien an südafrikanische Chöre erinnern. Andere Kompositionen reflektieren respektvoll die musikalische Vergangenheit. Die treibenden Samba-Rhythmen von “
Forecast” sind eine Hommage an die Jazz-Fusion-Band Weather Report. “
In Half Steppin‘” erinnert Williams ungemein agiles Spiel auf dem bundlosen E-Bass an Jaco Pastorius und seinen Klassiker “
Teen Town”. Und dann ist da auch noch Ben Willimas’ außergewöhnliche Solo-Performance von
Nirvanas “
Smells Like Teen Spirit” auf dem Kontrabass. Spätestens hier wird einem klar, dass die Zukunft des Jazz bei Musikern wie Ben Williams zweifellos in den besten Händen liegt.