Frisch aus dem Schmelztiegel London: heißer Mix aus Jazz, Electronica, Afrobeat und mehr
Mit “Motherland Journey” legt das Londoner Jazztronica-Duo Blue Lab Beats sein erstes aufregendes Album bei Blue Note vor.
Blue Lab Beats
24.02.2022
Diese LP und weitere von finden Sie in unserem JazzEcho-Store.
Blue Lab Beats sind derzeit wahrscheinlich eines der am meisten gefragten Produzentenduos der Welt. Namali Kwaten a.k.a NK-OK, der für die elektronischen Beats und Sounds zuständig ist, und Multiinstrumentalist David Mrakpor a.k.a. Mr. DM stehen auch für eine Haltung, eine ganz bewusste Art des Seins. Alles, was das Jazztronica-Duo in seinem Londoner Blue-Lab-Headquarter ausheckt, ist von starken Vibes und einem pulsierenden Sound geprägt, der Boom-Bap-Grooves und Jazz-Funk-Hooks miteinander verbindet. Es ist ein sehr geschmeidiger, stilistisch breit gefächerter Sound, der von den Pionieren des Hip-Hop und der Musik der afrikanischen Diaspora inspiriert ist, aber natürlich auch von der Londoner Gegenwart erzählt und gleichzeitig in die Zukunft weist. Nach vier EPs, zwei Alben und aufsehenerregenden Kollaborationen mit Stars der zeitgenössischen Jazzszene des UK (etwa Drummer Moses Boyd und Saxofonistin Nubya Garcia) landeten Blue Lab Beats vor zwei Jahren bei dem traditionsreichen Jazzlabel Blue Note Records. Was sie selbst nicht wenig überraschte, aber auch mit reichlich Stolz und Motivation erfüllte. Schließlich kam dies einem musikalischen Ritterschlag gleich.
Ihre Visitenkarte lieferten sie dort 2020 auf der fantastischen Compilation “Blue Note Re:imagined” ab, für die sie einem Stück des Vibraphonisten Bobby Hutcherson neue Vibes verpassten. Vergangenes Jahr folgte dann als weiterer Appetizer die EP “We Will Rise”. Und nun gibt es mit “Motherland Journey” endlich auch ein neues, prallvolles Album, dem die immer zahlreicheren Fans des Duos schon seit 2019 entgegengefiebert haben. Es ist ein Album, das im wahrsten Sinne des Wortes Jahre in der Mache war. Zweieinhalb, um genau zu sein. Demo-Aufnahmen von mehr als 70 Songs entstanden in diesem Zeitraum. Und die 17 besten sind nun auf “Motherland Journey” zu finden. “Es ist für uns ein ganz besonderes Album”, schwärmen Blue Lab Beats. “Wir haben zweieinhalb Jahre gebraucht, um dieses Album fertigzustellen. So lange wie noch nie zuvor. Aber es hat sich gelohnt. Auf diesem Album sind viele Verschmelzungen von Genres und Inspirationen zu hören, die wir in dieser Zeitspanne gesammelt haben. Während des ersten Corona-Lockdowns an so vielen Songs zu arbeiten, war für uns ein wirklicher Test. Wir mussten immer wieder neue Wege finden, um das zu erreichen, was uns klanglich vorschwebte. Dass uns Blue Note dabei half, war ein absoluter Segen. Viele der Sänger und Instrumentalisten auf diesem Album sind gute Freunde von uns, und es ist einfach toll, diese musikalische Familie auf dem Album zu haben.”
Teil dieser Familie sind u.a. der Sänger und Rapper Ghetto Boy, der unter seinem Vornamen bekannte kalifornische Pianist Kiefer Shackelford, die Trompeterin Poppy Daniels, die R&B- und Soul-Sängerinnen Tiana Major9 und Ego Ella May, der aus Ghana stammende Produzent und Musiker KillBeatz, der Rapper Kofi Stone und der Arrangeur Steve Hussey vom Urban Soul Orchestra. Einen ganz besonderen Gastauftritt hat im Titelstück des Albums zudem der 1997 verstorbene Afrobeat-Pionier Fela Kuti, dessen Erben Blue Lab Beats erlaubten, Felas Gesangseinlage von “Everything Scatter” für ihre Nummer weiterzuverwenden.
Das US-Musikmagazin Spin nahm Blue Lab Beats kürzlich in eine Liste mit 22 Künstlern auf, die man 2022 im Auge behalten sollte. “Die Musik der Londoner Blue Lab Beats wird weithin als ‘Jazztronica’ beschrieben – eine treffende Bezeichnung für eine Band, die die klassische Instrumentierung und das harmonische Vokabular des Jazz mit der abgehackten, Beat-getriebenen Ästhetik der modernen Electronica verbindet”, schrieb Ryan Reed dort. “Aber diese Beschreibung scheint auch ein wenig einschränkend zu sein: Auf ‘Motherland Journey’, ihrem Debütalbum für das renommierte Jazzlabel Blue Note, streift das Duo Funk, Soul, Hip-Hop, Psychedelia und sogar Afrobeat (ein Sample des verstorbenen großen Fela Kuti ist im Titelstück zu hören). Nach einer Weile lösen sich die Stilunterscheidungen auf und es bleibt das Einzige, was wirklich zählt: exquisites Gefühl und Atmosphäre.”