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Blue Note Classic Vinyl Serie – zwei Tenor-Giganten in Top-Form

Während Dexter Gordon auf “Our Man In Paris” zeigt, warum man ihn den “Sophisticated Giant” nannte, macht Sonny Rollins auf “Volume 1” seinem Ruf als “Saxophone Colossus” alle Ehre.
Blue Note Classic Vinyl Serie: Dexter Gordon "Our Man In Paris" / Sonny Rollins "Volume 1"
Blue Note Classic Vinyl Serie: Dexter Gordon "Our Man In Paris" / Sonny Rollins "Volume 1"
20.02.2025
Die Blue Note Classic Vinyl Serie macht die klassischen Alben des Labels zum attraktiven Preis dauerhaft verfügbar. Die ersten Folgen erschienen bereits 2019 zum achtzigsten Labeljubiläum unter dem Serientitel Blue Note 80. Gemastert werden die LPs von Kevin Gray bei Cohearent Audio in den USA, gepresst in 180g bei Optimal in Deutschland. Original-Coverdesign und cellophanierte Innenhüllen gehören bei dieser Serie zum guten Ton.

Dexter Gordon – Our Man In Paris

“Our Man In Paris” war 1963 das erste Album, das der Tenorsaxofonist Dexter Gordon in Europa aufnahm. Viele Jazzkritiker halten es nicht nur für eines seiner besten Alben, sondern auch für die letzte echte Bebop-Aufnahme. Nachdem Gordon im Sommer 1962 für Blue Note die beiden herausragenden Alben “Go!” und “A Swingin’ Affair” eingespielt hatte, verließ er die USA, um die nächsten vierzehn Jahre in Europa zu verbringen. 
Seine erste Station war Paris, doch als er im Mai 1963 in den Pariser CBS Studios “Our Man In Paris” aufnahm, hatte er sich tatsächlich schon in Kopenhagen niedergelassen. Bei der Session kam es zu einer Reunion mit zwei alten Freunden: dem Pianisten Bud Powell und dem Schlagzeuger Kenny Clarke. Mit beiden – wie er selbst Bebopper der ersten Stunde – hatte er in den 1940er Jahren oft zusammen gespielt. Komplettiert wurde das Quartett durch den exzellenten Pariser Bassisten Pierre Michelot. Powell war zum Zeitpunkt der Aufnahmen gesundheitlich schwer angeschlagen, lief aber bei dieser Session – inspiriert von Gordons souveräner Präsenz – noch einmal zu Höchstform auf. Dabei kam ihm natürlich zugute, dass auf dem Programm Stücke standen, die er wie seine Westentasche kannte: darunter Bebop-Urgesteine wie Charlie Parkers “Scrapple From The Apple” und Dizzy Gillespies “A Night In Tunisia”, das bluesige “Willow Weep For Me” und die Ballade “Stairway To The Stars”.
Die Erfahrungen aus dieser Zeit und seine langjährige Freundschaft mit Bud Powell kamen Dexter Gordon 1986 zugute, als er die Hauptrolle in dem hoch gelobten Film “Round Midnight” spielte, der auf der Biografie des Pianisten basiert.  Der Tenorsaxofonist wurde damals für seine schauspielerische Leistung weltweit gefeiert und für den Oscar als bester Hauptdarsteller nominiert.

Sonny Rollins – Volume 1

18 Jahre jung und ein frischgebackener Highschool-Absolvent war Sonny Rollins, als er 1949 zum ersten Mal an Aufnahmesessions für Blue Note teilnahm: als Mitglied von Bud Powells Modernists war er auf “The Amazing Bud Powell, Volume 1” zu hören und den Sänger Babs Gonzalez begleitete er auf dem Album “Weird Lullaby”. Seine Solokarriere startete er zwei Jahre später bei Prestige Records, wo er sich schnell einen Namen als Bandleader machte und zum “Saxophone Colossus” avancierte, bevor er im Dezember 1956 in den Schoß von Blue Note zurückkehrte.
In nur zehn Monaten nahm der Tenorsaxofonist für das Label drei exzellente Studioalben und ein atemberaubendes Live-Album auf. Das erste, schlicht “Volume 1” betitelt, trägt alle Züge einer klassischen Sonny-Rollins-Session: Mit einem hochkarätig besetzten Quintett (Donald Byrd an der Trompete, Wynton Kelly am Piano, Gene Ramey am Bass und Max Roach am Schlagzeug) präsentiert er hier vier mitreißende Eigenkompositionen, in denen sein kerniger Sound und seine schier grenzenlose Kreativität als Improvisator voll zur Geltung kommen. Herzstück des Albums ist aber, wie es sich für Rollins gehört, eine atemberaubende Balladen-Performance. Diesmal fiel seine Wahl auf ein in Jazzkreisen weniger bekanntes Stück: “How Are Things in Glocca Morra?” aus der Broadway-Show “Finian’s Rainbow”.