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Tänzer zwischen den Stilen – Das neue Album “Baïlador” von Michel Portal

Der Saxophonist und Klarinettist Michel Portal liefert auf seinem neuen Album “Baïlador” einen Beweis dafür, dass improvisierte Musik durchaus leicht und tänzerisch sein kann.
Michel Portal Bailandor c Universal Music
Michel Portal Bailandor c Universal Music© Universal Music
01.07.2011
Die Zeiten, in denen Jazz noch primär Tanzmusik war, liegen lange zurück. Und wenn der französische Saxophonist und Klarinettist Michel Portal jetzt sagt, dass er die Hörer mit seinem neuen Album “Baïlador” zum Tanzen verleiten möchte, dann bedeutet das nicht, dass er das Rad der Zeit zurückzudrehen will. Der 75-Jährige hat musikalisch immer nach vorne geschaut und ist, wie sein deutscher Kollege Ekkehard Jost es einmal formulierte, “ein Allroundmusiker, der auf vielen stilistischen Hochzeiten tanzt”. Wie treffend Josts Worte Michel Portal umschreiben, macht das Album “Baïlador” deutlich, auf dem erstaunlich leichtfüßig jazzige Improvisationen mit melodischen und rhythmischen Elementen aus Afrika und Lateinamerika kombiniert werden und die wunderbaren Songs einen tatsächlich oft zum Tanzen animieren.

Um die richtige Balance zwischen diesen Elementen herzustellen, brauchte Portal stilistisch flexible Mitspieler. Durch Schlagzeuger Jack DeJohnette und Keyboarder Bojan Z., mit denen er schon früher gelegentlich zusammenarbeitete, konnten zwei Schlüsselstellen in der neuen Band schnell besetzt werden. “In der Musik, die ich mache, bin ich immer noch dem Jazz treu”, sagt Portal, “aber einem Jazz mit Bindungen nach Afrika.” Um diese Bindungen zu stärken, holte er als nächstes den aus dem Benin stammenden Gitarristen Lionel Louéké an Bord. Und Ambrose Akinmusire, einen jungen, aufstrebenden amerikanischen Trompeter mit nigerianischen Wurzeln. An diese musste ihn Portal bei den Sessions aber erst einmal erinnern: “Bei der ersten Probe habe ich ihn gleich ziemlich geschockt, als ich sagte: ‘Hör bloß auf all diese Berklee-School-Sachen zu spielen. Ich möchte, dass du deine nigerianischen Wurzeln mitten in deine Berklee-Ausbildung pflanzt.’” Komplettiert wurde das Sextett durch den Bassisten Scott Colley, den man durch seine Kooperationen mit u.a. John Scofield, Herbie Hancock, Michael Brecker, Chris Potter, Pat Metheny und Brian Blade in Jazzkreisen bestens kennt.

“Ich bin stets auf der Suche nach Sounds, die nicht poliert klingen”, sagt Michel Portal abschließend. “Ich mag es, wenn sie fluktuieren, wenn der Klang ein bisschen schmutzig ist.” Und genau dies verleiht der Musik von “Baïlador” sehr viel Reiz, Farbe und Lebendigkeit. Und die Tatsache, dass Portals Musik bei all ihrer harmonischen und melodischen Finesse mit federnden Grooves noch zum Tanzen einlädt, schadet ihr auch ganz und gar nicht.