“Intensität, Intensität, Intensität”, antwortete Art Blakey einmal in einem Interview, als er gebeten wurde, den Jazz in einem (!) Wort zu beschreiben. Branford Marsalis ging bei der Legende bekanntlich Anfang der 1980er Jahre in die Schule. Mit seinem eigenem Quartett bemüht er sich nun schon seit 1996 selber, jedem Konzert und jeder Studioaufnahme höchste Intensität zu verleihen, selbst wenn er dabei Balladen spielt. “Das Publikum mag zwar nicht wissen, was wir tun”, räumt Marsalis ein, “aber es spürt, was wir machen.” Und mehr denn je gilt dies für das neueste Album des Quartetts, das den wunderbar schnörkellosen Titel “Four MFs Playin’ Tunes” trägt.
Rundumerneuerung des Quartetts abgeschlossen
Sein Quartett gründete Branford Marsalis 1996 mit Pianist Kenny Kirkland, Bassist Robert Hurst und Schlagzeuger Jeff “Tain” Watts. Doch schon bald musste er erste personelle Änderungen vornehmen. Zunächst ersetzte Eric Revis1997 Hurst, und ein Jahr später musste Joey Calderazzo dann die Lücke füllen, die Kirkland durch seinen tragisch frühen Tod hinterließ. Vor drei Jahren erbte schließlich der junge, elektrifizierende Justin Faulkner den Schlagzeughocker von Watts.
Balance zwischen subtilen Balladen und ekstatischen Sounds
“Four MFs Playin’ Tunes” ist ein wendiges und vor Ideen übersprühendes Album, das neben ambitionierten Originalkompositionen der Bandmitglieder (je zwei von Revis und Calderazzo, drei von Marsalis) auch noch einen Thelonious-Monk-Klassiker (“Teo”) und einen erfrischennd aufbereiteten Standard von Richard A. Whiting (Komponist des Hits “Hooray For Hollywood”) und Leo Robin aus den 1930er Jahren (“My Ideal”) bietet. Dem Quartett gelingt es hier eine Balance zwischen den wunderbar subtilen Balladen von “Eternal” (2004) und dem aufregend ekstatischen Sound des von der Kritik gefeierten Albums “Braggtown” (2006) herzustellen. Mit anderen Worten: mit “Four MFs Playin’ Tunes” ist dem Branford Marsalis Quartet ein wirklich überragendes Album gelungen.
Branford Marsalis: “Wir müssen Songs wieder wie Songs behanden.”
Im Mittelpunkt – und das macht der Albumtitel bereits deutlich – stehen die Songs. Die Mitglieder der Band können hier ihre ganze, über viele Jahre hinweg erworbene Erfahrung einbringen. Die einzelnen Stücke dienen ihnen weniger als Vehikel für die Zurschaustellung ihrer individuellen Talente, sondern werden von ihnen vielmehr im Kollektiv angegangen und interpretiert. “Wir müssen endlich damit aufhören, Songs als reines Mittel zum Zweck zu betrachten und sie wieder wie Songs behandeln”, postuliert Branford Marsalis. “Wir versuchen herauszubekommen, was jeder Song, den wir spielen, emotional aussagen möchte, und spielen dann entsprechend. Damit grenzen wir uns von den Musikern ab, die ihre Zeit darauf verwenden, etwas zu entwickeln, was sie ihr eigenes Konzept nennen.”