Ein unbeschriebenes Blatt war
Bugge Wesseltoft längst nicht mehr, als er Mitte der 1990er Jahre mit seiner Band
New Conception Of Jazz auf das unerforschte Klangterrain zwischen Jazz-Improvisation, House- und Drum’n'Bass-Beats, Ambient- und Club-Musik vorstieß. Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits auf ECM-Alben von
Jan Garbarek,
Arild Andersen und
Sidsel Endresen mitgewirkt sowie im Jazzpunkensemblet mit
Jon Eberson,
Nils Petter Molvær und
Tore Brunborg zusammengespielt.
Bugge Wesseltoft schwärmt für die Neunziger
Doch den solistischen Durchbruch schaffte Wesseltoft erst mit der mitreißenden Stil-Mixtur von
NCOJ, mit der er schnell die Tanzflächen in den Clubs füllte. Noch heute klingt er begeistert, wenn er an diese Zeit zurückdenkt: "Die Mittneunziger sind für mich so etwas wie der kleine Bruder der späten Sechziger [in denen Bugges “musikalische Helden”
Miles Davis,
Herbie Hancock,
Chick Corea und
Joe Zawinul den Jazz innovierten]. Man hatte für alles ein sehr offenes Ohr und einen Willen, über Genregrenzen hinweg zu experimentieren und neue musikalische Richtungen einzuschlagen."
Bugge Wesseltoft mit namenhaften Kollaborationen auf "Bugge & Friends"
In dieser Zeit schloss Bugge auch musikalische Freundschaften, die bis heute Bestand haben. Die titelgebenden Friends des aktuellen Albums sind allesamt Stars der zeitgenössischen Szene zwischen Jazz und elektronischer Musik: Trompeter Erik Truffaz, Nublu-Saxophonist Ilhan Ersahin, DJ Joe Claussell, Beady Belles, Marius Reksjø und Erik Holm sowie Drummer Andreas Bye. Wer nun glaubt, dass bei dieser Zusammenkunft ein nostalgisches Album herumgekommen ist, liegt falsch. Denn natürlich haben sich die Musiker weiterentwickelt, das Ohr dabei am Puls der Zeit gehabt und ständig nach dem nächsten zündenden Groove gesucht. Auf “Bugge & Friends” ist dem Septett ein chilliges, melodisches, eingängiges Album gelungen, das dennoch immer komplex und musikalisch ausgefeilt ist.