Das Soundtracklabel CAM Sugar hat mal wieder eine hörenswerte Perle aus seinem Archiv gerettet. Der Krimi “La Scoumoune” überraschte 1972 mit einer ungewöhnlichen Filmmusik.
Soundtrack-LP "La Scoumoune"(c) CAM Sugar
15.04.2025
Der Gangsterfilm “La Scoumoune” (1972) lief in Deutschland unter dem Titel “Der Mann aus Marseille” und zog nicht zuletzt durch seinen Hauptdarsteller Jean-Paul Belmondo die Leute ins Kino. Neben Belmondo waren in dem Streifen von Thriller-Spezialist José Giovanni auch Stars wie Claudia Cardinale, Michel Constantin und der junge Gérard Depardieu zu sehen.
Der Film mit einem ziemlich komplizierten Plot um den Kampf verschiedener Gangster gegen- und miteinander gehört nicht zu den ganz großen Belmondo-Klassikern, dafür hat aber die Filmmusik von Komponist François de Roubaix über die Jahre Kultstatus erlangt. Roubaix war zwar ein Meister der eingängigen Melodien und mitreißenden Rhythmen, experimentierte aber auch immer wieder mit elektronischen Klängen, was ihn zu einem der stilprägenden Erneuerer der europäischen Filmmusik machte.
Das gilt auch für die Musik von “La Scoumoune”, die auf einem ungewöhnlich eingängigen, leicht melancholischen Titelthema basiert. Obwohl der Film in den 1940er Jahren spielt, ist der Sound oft elektronisch angehaucht. Das Ohrwurm-Thema wurde in Frankreich mehrfach als Werbejingle eingesetzt und von DJs gesampelt.
Den gesamten Score spielte François de Roubaix vollständig allein mithilfe der Mehrspurtechnik in seinem eigenen Studio ein, wobei er eine Vielzahl von Instrumenten spielte. Auf Wunsch des Regisseurs José Giovanni erfand er ungewöhnliche Verbindungen zwischen dem Klang von historischen Drehorgeln und modernen Synthesizern, ergänzt durch Soundeffekte von Rasseln, Feilen und Federn. Giovanni war von dem Ergebnis begeistert: „Ich liebe diesen eingängigen, unschuldigen Refrain mit seiner darunterliegenden Dunkelheit.“
Die Deluxe-Version von „La Scoumoune“ würdigt das innovative Genie François de Roubaix anlässlich seines 50. Todestages. Die Filmmusik wurde in der Vergangenheit bereits auf CD veröffentlicht, die neue LP von CAM Sugar stellt alle bisherigen Veröffentlichungen allerdings in den Schatten. Sie erscheint als Doppel-Vinyl mit Linernotes-Beiblatt und ist neu von den analogen Originalbändern remastered. Neben neun bisher unveröffentlichten Tracks aus dem Originalscore punktet die LP mit vier brandneuen Coverversionen und Remixen von Alessandro Baldessari, Jean-Michel Bernard und Benjamin de Roubaix, dem Sohn des 1975 verstorbenen Komponisten.
Mit gleicher Tracklist erscheint “La Scoumoune” auch als CD im 6-seitigen Digipak.