Auf zirka 99 Prozent aller Jahr um Jahr veröffentlichten Weihnachtsalben könnten Jazzfans wohl getrost verzichten. “Carla’s Christmas Carols” aber zählt ganz sicher zu dem einen Prozent der für Jazzfans absolut unverzichtbaren Weihnachtsalben. Für “Carla’s Christmas Carols” hat Carla Bley traditionelle und weniger traditionelle Weihnachtslieder überarbeitet. Und natürlich tat sie dies auf gewohnt originelle Weise, in dem sie ihre ausgefeilten Arrangements mit Kostproben ihres verschmitzten Humors würzte. Da die Amerikanerin aber seit ihrer Kindheit ein bekennender Fan von Weihnachtsmusik ist (woran auch die Tatsache, dass sie angeblich immer nur Socken und Taschentücher geschenkt bekam, nichts ändern konnte), behandelte sie die Themen dennoch mit größtem Respekt und viel Liebe.
Mit ihrem langjährigen Partner, dem E-Bassisten Steve Swallow, und dem Ed Partyka Brass Quintet verleiht Carla auf “Carla’s Christmas Carols” den Festtagsklassikern “O Tannenbaum”, “Away In A Manger”, "God Rest Ye Merry Gentlemen, “Jingle Bells”, “O Holy Night” und “Joy To The World” sowie Mel Tormés “The Christmas Song” einen zwar durchaus feierlichen, aber nicht unbedingt gediegenen Neuanstrich. Aus dem Fundus ihrer eigenen Kompositionen steuerte sie außerdem das Stück “Jesus Maria” (das der Klarinettist Jimmy Giuffre schon 1961 für ein Album “Fusion” aufnahm und das danach u. a. auch von Gary Burton, Laurent Cugny, Håkon Kornstad, Leo Kottke und Mark Turner für Platten eingespielt wurde) und das teuflische “Hell’s Bells” bei. Mit diesem musikalischen Programm kann man sich wunderbar über die kommenden Weihnachtstage retten, auch oder gerade wenn man wieder mal nur Socken und Taschentücher geschenkt bekommt.
Ein paar Wochen vor Weihnachten wird Carla Bley mit ihrer Band The Lost Chords noch zwei Konzerte in Deutschland geben: Am 24. November tritt sie im Gustav-Siegle-Haus in Stuttgart auf, wo ihr der “German Jazz Trophy Award” überreicht werden wird, und am 25. November im Berliner Babylon.