Charles Pasi | News | Ode an die unerschütterliche Leidenschaft für die Musik

Ode an die unerschütterliche Leidenschaft für die Musik

So facettenreich und zutiefst persönlich wie auf “Adamas”, seinem dritten Album für Blue Note, hat man den französischen Sänger, Gitarristen und Mundharmonika-Virtuosen Charles Pasi noch nie gehört.
Charles Pasi- Adamas
Charles Pasi- Adamas(c) Antoine Jaussaud
06.03.2025
“Adamas” hat Charles Pasi sein drittes Album für Blue Note genannt. Das Wort stammt aus dem Griechischen und bedeutet soviel wie “unbezwingbar” oder “unzerstörbar”. Aus ihm leitete sich auch das Wort “Diamant” ab. “Dieses Album ist meinem Vater Nino und meinem Manager Maurice gewidmet, zwei unbeugsamen und wertvollen Seelen, die leider nicht mehr unter uns weilen”, erläutert Pasi. “Zwei freigeistige Menschen, die mir sehr viel bedeutet haben… und die mehr verdienen als nur einen Grabstein und ein Foto auf dem Friedhof.” Mit “Adamas” ist Charles Pasi sein bisher facettenreichstes und zugleich persönlichstes Album gelungen. Darüber hinaus ist es auch eine Ode an die unerschütterliche Leidenschaft für die Musik, die ihm Kraft gibt und für ihn unverzichtbar ist. Musikalisch ist er ein Weltbürger geblieben, der sich lässig über Welt- und Genregrenzen hinwegsetzt. Unterstrichen wird dies dadurch, dass er seine Lieder diesmal nicht nur auf Englisch singt, sondern auch in seiner Muttersprache Französisch und zum ersten Mal auf Italienisch, der Sprache seines Vaters.   
“Wenn es ein Thema gibt, das sich wie ein roter Faden durch dieses Album zieht, dann ist es leider der Verlust. Ich habe meinen Vater und meinen Manager verloren”, sagt Charles Pasi. Ersterem gedenkt er zusammen mit seiner Schwester Clara in “Nino, Cielo e Terra”, einem traumhaft schönen Lied, das tief unter die Haut geht. In Erinnerung an seinen Manager Maurice Suissa schrieb er “Maurice, Samourai”. Ein weiteres Lied, der bluesige Walzer “The Eyes Of Cécilia”, ist einer befreundeten Fotografin gewidmet, die nach einem Motorrollerunfall fünfzehn Tage im Koma lag und nun querschnittsgelähmt ist.
Dass der Entstehungsprozess dieses Albums kein einfacher war, gibt Charles Pasi unumwunden zu. Aber ein bleischweres, düsteres Album aufzunehmen, kam für ihn trotzdem nicht in Frage. Er wehrt sich gegen das Klischee, dass ein Künstler leiden müsse, um kreativ zu sein. “Um Musik zu machen, muss ich mich in einem ziemlich leichten, friedlichen Zustand befinden… Es gibt zum einen das, was wir erleben, und dann gibt es das, was wir daraus machen. Ich kann keine Songs schreiben, wenn ich zu aufgewühlt bin. Ich habe durchlebt, was ich durchleben musste, ich habe getrauert, aber ich habe nicht sofort zum Stift gegriffen und gedacht: ‘Jemand ist gestorben – toll, lass uns das nutzen!’ Nein! Obwohl Verlust ein wiederkehrende Thema ist, ist mein Album nicht traurig. Es ist stellenweise ruhig, ja, friedlich. Der Tod ist, wie es in der antiken griechischen Philosophie heißt, nur eine weitere Reise. Er ist Teil der menschlichen Existenz.”
Von seiner heiteren Seite zeigt sich Pasi gleich zu Beginn des Albums in der perkussiv treibenden, Powwow-artigen Eröffnungsnummer “Nothing To Say”, der Baptiste Herbin mit seinem Altsax und Charles selbst mit seiner Mundharmonika solistische Glanzlichter aufsetzen. Im rockigen “Garbage Dog” ist er zusammen mit der stimmgewaltigen Reggae-Sängerin Queen Omega aus Trinidad zu hören. “Addict” hingegen ist eine leichtfüßige Folk-Ballade. Oder wie Charles selbst sagt: “Es ist ein Stück, das im Folk und Blues verwurzelt ist und in einem fast countryesken Stil gespielt wird. Das ist ein Genre, das ich als Kind viel gehört habe. Linda Ronstadt, Dolly Parton, Emmylou Harris, Blaze Foley…”
“Auf ‘Adamas’ geht es weniger um Tragik als um Erneuerung und Kontinuität”, sagt Charles Pasi mit Nachdruck. “Dafür habe ich alle meine Freunde zusammengetrommelt. Rund 25 Musiker waren an den Aufnahmen beteiligt. Musik ist im Grunde eine Ausrede, um herauszufinden, wer man ist. Durch die Musik lernt man, sich selbst zu verstehen, sich zu definieren. Jetzt, mit 40 Jahren, habe ich das Gefühl, dass ich weiß, wer ich bin. Und jetzt möchte ich die Musik nutzen, um Menschen zusammenzubringen.”
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