“A Year From Easter” ist – nach “No Birch” (ECM 1628) und “Sofienberg Variations” (ECM 1809) – das dritte ECM-Album des Pianisten Christian Wallumrød und das zweite, das dieser mit seinem exzellenten Quartett eingespielt hat. Das Ensemble besteht aus einigen der originellsten Repräsentanten der neuesten Generation norwegischer Improvisationsmusiker.
“Die Elemente von Komposition und Improvisation sind eng miteinander verwoben, wobei Wallumrøds Piano subtil als Vermittler der kreativen Impulse seines Ensembles agiert. Dem Ensemble gelingt es, sich auf eine Art zu präsentieren, die zugleich völlig einzigartig, ganz norwegisch und sehr ECM-gemäß ist”, schrieb Stuart Nicholson in Jazzwise über das erste Album des Quartetts, bei dem als Gast noch der Tenorsaxophonist Trygve Seim mitwirkte. Peter Bacon von der Birmingham Post bescheinigte den Musikern “immense emotionale Tiefe und einen magischen Sound” und nannte die “Sofienberg Variations” “ein klassisches ECM-Album”.
Einen maßgeblichen Einfluß auf die Musik Christian Wallumrøds hatte die “antisolistische” Musik, die der kanadische Pianist Paul Bley in den 60er Jahren machte. Bley war damals von der virtuosen pianistischen Selbstdarstellung abgerückt und hatte den Schwerpunkt auf die Räumlichkeit und den emotionalen Gehalt der Musik verlagert. Bei ihm erhielt jede einzelne Note Gewicht. In den letzten Jahren widmete Wallumrød sein Interesse verstärkt zeitgenössischen klassischen Komponisten wie György Kurtág und Bent Sørensen.
Aber das vorliegende neue Album ist weit mehr als nur ein Projekt, das musikalisch irgendwo zwischen Jazz und Neuer Musik angesiedelt werden könnte. Die Einzigartigkeit der Musik von “A Year From Easter” ist nicht zuletzt auf die Wahl der Mitmusiker zurückzuführen. Jeder einzelne von ihnen verfügt über eine sehr starke eigene Identität.
Das Quartett kam, wie schon erwähnt, erstmals 2001 für die Aufnahmen des hochgelobten Albums “Sofienberg Variations” zusammen. Seitdem arbeitet die Band ständig zusammen und Wallumrød gelingt es immer besser, den einzelnen Mitgliedern seines Quartts individuelle Passagen auf den Leib zu schreiben. Als Musiker beschränkt sich der Pianist vor allem auf das subtile Steuern der Band.
Arve Henriksen ist heute neben Nils Petter Molvær einer der skandinavischen Trompeter, die man sofort an ihrer Phrasierung erkennt. Mit seiner glänzenden Intonation ist er in der Szene sehr gefragt. Henriksen spielte schon auf ECM-Alben von Trygve Seim und Jon Balke sowie auf den über ECM vertriebenen Aufnahmen der elektronischen Improvisationsgruppe Supersilent mit. Schlagzeuger Per Oddvar Johansen gehört auch zum Kreis der Musiker um Trygve Seim und ist Co-Leader der Band The Source. Sowohl Henriksen als auch Johansen haben über einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren schon in den verschiedensten Kontexten und Kombinationen mit Wallumrød zusammengearbeitet.
Den Violinisten Nils Økland in das Ensemble aufzunehmen, war eine Idee von Produzent Manfred Eicher. In Norwegen kennt man Økland als Erneuerer der Volksmusik, der Brücken zur klassischen, zeitgenössischen und improvisierten Musik baut. Nils Økland war sechs Jahre lang musikalischer Leiter der Ole Bull Academy in Voss und spielte in einer Reihe von Ensembles unterschiedlichste Musik, vom Tango über Zigeunermusik und Musik vom Balkan bis hin zu Rock- und Kammermusik. Aber er ist vor allem auf die verschiedenen Formen der norwegischen Volksmusik und auf Frühe Musik spezialisiert sowie ein Meister der Hardangerfiedel, einem volkstümlichen norwegischen Streichinstrument, das kleiner als eine Violine ist und unter seinen vier Saiten entsprechende Resonanzsaiten besitzt. In Wallumrøds Ensemble bildet er mit Arve Henriksen eine enge Einheit und der ungewöhnliche Zusammenklang von Violine und Trompete ist wohl auch das herausragende Charakteriskum des Christian Wallumrød Ensemble.