Einmal klassisch akustisch, einmal wagemutig elektrifiziert. So präsentierte sich Trompeter Clark Terry auf seinen beiden Impulse-Soloalben “The Happy Horns Of Clark Terry” und “It’s What’s Happenin’: The Varitone Sound Of Clark Terry”, die zum 50. Impulse-Jubiläum zusammen auf einer CD wiederveröffentlicht wurden. Terry gehörte zu einer kleinen Gruppe von renommierten Solisten der Swing-Ära, denen Bob Thiele bei Impulse Gelegenheit gab, sich von einer anderen Seite zu zeigen. Neben den beiden erwähnten eigenen Platten nahm der Trompeter/Flügelhornist für das progressiv ausgerichtete Label auch noch zwei Alben mit den Co-Stars Chico O’Farrill (“Spanish Rice”) und Shirley Scott (“Soul Duo”) auf.
Für die Einspielung von “The Happy Horns” hatte Thiele 1964 ein veritables All-Star-Ensemble für Terry zusammengestellt: mit Tenorsax-Gigant Ben Webster, Altsaxophonist/Klarinettist Phil Woods, Pianist Roger Kellaway, Bassist Milt Hinton und Drummer Walter Perkins. Das musikalische Programm geriet zu einer ausgelassen swingenden Hommage an Duke Ellington, in dessen Band Terry in den 1950er Jahren der große Durchbruch gelungen war. Neben einem Medley aus Stücken des legendären Bandleaders (“Ellington Rides Again: Don’t Get Around Much Anymore/Perdido/I’m Beginning To See The Light”) interpretierte das Sextett auch die Ellington-Nummern “Rockin’ In Rhythm” und “Do Nothin’ Till You Hear From Me”, Johnny Hodges’ “Impulsive”, Bix Beiderbeckes “In A Mist” und Terrys Eigenkomposition “Return To Swahili”, die der Protagonist am Flügelhorn zum Großteil im Duett mit Schlagzeuger Walter Perkins einspielte.
“Terrys ‘It’s What’s Happenin’’ lässt sich ohne weiteres als Geschmacksverirrung abtun”, urteilte Ashley Kahn harsch in seinem Buch “Impulse! Das Label, das Coltrane erschuf”, bevor er versöhnlicher anfügt: “Allerdings zeigt ein Blick auf die Musikgeschichte auch, dass man Thiele, wäre irgendeiner dieser Titel zu einer Sensation beim Publikum oder unter Kritikern geworden, für seinen kreativen Wagemut gepriesen hätte.” Auf dem kritisierten Album ist Clark Terry [als erster Musiker überhaupt] mit einer elektrischen Varitone-Trompete zu hören. “Obwohl das Instrument, nachdem es eine kurze Zeit lang en vogue war, wieder aus der Mode kam, erzeugte es doch einen anziehend inbrünstigen Sound, der gut zu Terrys munteren, verschleifenden Spielweise passte”, widerspricht Richard S. Ginell vom All Music Guide in seiner Rezension Kahns Einschätzung. “Die Rhythmusgruppe (Don Friedman, Piano; George Duvivier, Bass; Dave Bailey, Drums) spielt schnörkellosen und soliden Jazz hinter dem unbekümmerten, experimentierfreudigen Tüftler/Leader…”