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Karriereseitensprung – Damian Lewis hat eine neue “Band Of Brothers” gefunden

Auf seinem ersten Album “Mission Creep” präsentiert der Schauspieler Damian Lewis als Sänger und Gitarrist größtenteils selbst geschriebene Songs, die oft rootsig und rockig sind, manchmal aber auch etwas jazzig.
Damian Lewis
Damian Lewis(c) Rhys Frampton
16.06.2023

Das Album “Mission Creep” auf LP und als exklusive Sonderedition mit signierter Art Card finden Sie in unserem JazzEcho-Store.

Die Entstehungsgeschichte von “Mission Creep” begann eigentlich in den späten 1980ern und war gewissermaßen eine “schleichende Mission”. Damian Lewis hatte gerade zehn quälend lange Jahre in einer britischen Internatsschule hinter sich gebracht und wollte erst einmal ein bisschen Leben ohne festgelegten Tagesablauf und strenge Regeln genießen. Bei der Erinnerung an diese Zeit kann er sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Denn auf die gewonnene Freiheit reagierte er geradezu lehrbuchmäßig: “Ich ließ mir die Haare wachsen, las ‘On The Road’ – absolvierte all diese Übergangsriten. Ich benahm mich wie die Stereotype eines Jungen, der plötzlich aus dem System entlassen wird und einfach sagt: ‘Ich lasse mir nicht mehr die Haare schneiden, ich kann Led Zeppelin, die Doors, die Stones, T Rex hören, bis ich im Gesicht blau anlaufe.’”
Auf einem gebrauchten Motorrad knatterte der aufstrebende Herumtreiber kurz danach Richtung Kontinentaleuropa und schlug sich dort mit Gitarre und Stimme als Straßenmusiker durch. Zu seinen Stationen gehörten “der Brunnen am Centre Pompidou, die Marktplätze von Avignon, Aix und Cannes, und dann ging es weiter nach Spanien. Es waren eher einsame Erfahrungen, die ich da machte, aber ich habe sie geliebt. Ich meine, ich hatte gerade ‘The Electric Kool-Aid Acid Test’ gelesen, und mein Trip hatte definitiv auch etwas von dieser selbstbewussten Easy-Rider-Geschichte. Es hat mir einfach unheimlich viel Spaß gemacht. Und ich wollte, dass das Album dies abbildet, ein Gefühl von der Reise bis zu diesem Punkt vermittelt, von diesem ganzen Troubadour-Ding.”
Um eine lange Geschichte mit vielen Ab- und Umwegen etwas abzukürzen: seine Gitarre legte Damian auch nie ganz aus der Hand, als er die Karriere als Film-, Fernseh- und Theaterschauspieler einschlug. Bekannt wurde er vor allem durch international erfolgreiche Serien wie “Band Of Brothers”, “Homeland” und “Billions”. Bis heute unterhält er bei Partys nach Abschluss der Dreharbeiten die ganze Filmcrew als Sänger und Gitarrist einer Band von Freunden.
So richtig wiedererweckt wurde seine musikalische Leidenschaft aber erst vor acht Jahren, als ihm eine Rolle in einem West-End-Musical angeboten wurde. Der Produzent der Show bat ihn darum, in einer Radio-Sendung mit einem Jazzstandard aus dem Programm etwas Werbung für das Musical zu machen. Dabei lernte Damian den Musiker, Produzenten und Konzert-Promoter Steve Abbott kennen, der sich interessiert zeigte, eine Platte mit ihm zu produzieren. Da Damian aber langfristige andere Verpflichtungen hatte, wurde das Projekt ein paar Jahre auf Eis gelegt. Bis der Corona-Lockdown ihm endlich Zeit und Gelegenheit gab, es ernsthaft in Angriff zu nehmen und in Ruhe Songs zu schreiben. Abbott brachte ihn dann mit Musikern aus dem Dunstkreis von Kansas Smitty’s House Band zusammen, die von dem Altsaxophonisten Giacomo Smith in London geleitet wird und auch schon Theon Cross von Sons Of Kemet zu ihren Mitgliedern zählte.
“Es hilft, dass sie alle wahnsinnig versiert sind”, sagt Lewis über die Musiker, die ihn bei der Einspielung von “Mission Creep” begleitet haben. Die ersten Sessions mit ihnen empfand Lewis noch als wahre Herausforderung. Die Arbeit an dem Stück “Hole In My Roof”, das ein krasses Bild der Verzweiflung mitten in der Nacht zeichnet, war ihm eine Lehre, sagt er. “Ursprünglich habe ich das Stück auf eine viel zerklüftetere, paranoidere Weise geschrieben. Es war viel existenzieller und ängstlicher. Und dann, im Studio mit der Band, haben sie das irgendwie nicht so gehört oder wahrgenommen und sehr viel traumartiger gespielt. Aber ich war froh, dass sie dem Stück im Kollektiv diese Richtung gaben, statt es so zu spielen, wie ich es mir ursprünglich vorgestellt hatte.”
Dass die Musik für Damian Lewis kein Eitelkeitsprojekt ist, hört man auf “Mission Creep” in jedem Moment heraus. Bleibt nur zu hoffen, dass er uns nicht jahrelang auf ein Nachfolgealbum warten lässt.