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Zum Tod von Dave Brubeck

Dave Brubeck
Dave Brubeck© Roland Godefroy
06.12.2012
Es ist schon ein wenig ironisch, dass der Name Dave Brubeck von vielen ausgerechnet mit einer Komposition assoziiert wird, die er gar nicht selbst geschrieben hat. Als gestern die ersten Meldungen vom Tod des 91-jährigen Pianisten über die Newsticker gingen, wurde er darin unzählige Male als Komponist des Klassikers “Take Five” bezeichnet… wie so oft in den zurückliegenden mehr als 50 Jahren (der von seinem Saxophonisten Paul Desmond geschrieben Song erschien erstmals 1959 auf dem Album “Time Out”). Dabei war es gar nicht nötig, Dave Brubeck mit fremden Federn zu schmücken. Mit “Blue Rondo à la Turk” hatte er zum selben Album einen eigenen Hit beigesteuert, der “Take Five” in rhythmischer Raffinesse und melodischer Einprägsamkeit in nichts nachstand.
Der am 6. Dezember 1920 in Concord/Kalifornien geborene Dave Brubeck  hatte bei dem französischer Komponisten Darius Milhaud und Arnold  Schoenberg studiert, bevor er sich Ende der 1940er Jahre dem Jazz  zuwandt. Seine “klassische Ader” sollte aber auch später in seinen Jazzaufnahmen immer wieder durchschimmern. 1949 half er als A&R-Manager mit das Label Fantasy Records aufzubauen, für das er mit seinem eigenen Oktett und im Trio mit Cal Tjader und Bassist Ron Crotty nicht nur erste Aufnahmen einspielte, sondern auch Musiker wie Gerry Mulligan, Chet Baker, und Red Norvo verpflichtete. Mit Paul Desmond, Bassist Bob Bates und Schlagzeuger Joe Dodge gründete Brubeck1951 sein erstes Quartett. 1954 war er in den USA bereits so populär, dass er nach Louis Armstrong als zweiter Jazzmusiker überhaupt das  Cover des Nachrichtenmagazins Time zierte. Das legendäre Dave Brubeck Quartet mit Desmond, Bassist Eugene Wright und Schlagzeuger Joe Morello fand sich 1958 zusammen und legte ein Jahr später mit seinem  ersten Album “Time Out” gleich einen Meilenstein des modernen Jazz vor. Das Album verkaufte sich als erstes Jazzalbum weltweit über eine Million Mal und schaffte den Sprung auf Platz 2 der Billboard-Popcharts. Bis 1967 blieb das Ensemble in dieser Konstellation zusammen, dann stieg Desmond aus, um seine Solokarriere voranzutreiben. Eine kurzzeitige Wiedervereinigung feierten Brubeck, Desmond, Wright und Morello erst zum 25-jährigen Jubiläum des Quartetts 1976, ein Jahr vor dem Tod des Altsaxophonisten. Danach trat Dave Brubeck noch häufig mit Gerry Mulligan und zusammen mit seinen Söhnen auf, widmete sich aber auch mehr und mehr dem Komponieren von sinfonischen und kammermusikalischen Werken, Oratorien, Ballettmusiken und geistlicher Musik. Bis ins hohe Alter blieb er aber auch der Jazzbühne treu. Erst 2011 zwangen ihn gesundheitliche Probleme zum  Rückzug.
Jetzt ist Dave Brubeck am 5. Dezember 2012, einen Tag vor seinem 92. Geburtstag, in einem Hospital in Norwalk an Herzversagen gestorben. Der Jazzwelt hinterlässt er neben einer umfang- und abwechslungsreichen Diskographie auch vier Söhne, die in seine Fußstapfen getreten sind und sich in der Musikwelt eigene Namen machten: den Pianisten Darius (benannt nach Dave Brubecks Mentor Darius Milhaud), Schlagzeuger Dan, Bassist/Posaunist Chris und Cellist Matthew.