Multiinstrumentalisten, sagen böse Zungen, sind Menschen, die zwar viele Instrumente spielen, aber leider kein einziges richtig beherrschen. Wie unfundiert diese Behauptung ist, haben gerade im Jazz schon jede Menge Künstler bewiesen: von Ornette Coleman über Keith Jarrett und Jack DeJohnette bis hin zu Marcus Miller. Mit Derrick Hodge, wie Miller von Haus aus eigentlich Bassist, gesellt sich zu dieser Galerie nun ein weiteres Musterexemplar. Bevor er 2013 sein Debütalbum “Live Today” bei Blue Note herausbrachte, hatte sich Hodge schon einen hervorragenden Namen in den Bands von Trompeter Terence Blanchard, Keyboarder Robert Glasper, Rapper Common und den Nu-Soul-Vokalisten Jill Scott und Maxwell gemacht. Auf dem Album “Live Today”, das nicht nur in Jazzkreisen als “erfrischend originell” gepriesen wurde, bewies er erstmals seine instrumentale Vielfältigkeit, wenn auch noch in einem konventionellen Bandkontext. Nun ging er kühn einen Schritt weiter und spielte sein neues Album “The Second” fast durchweg im Alleingang ein. Nur bei vereinzelten Tracks erhielt er Unterstützung durch den Schlagzeuger Mark Colenburg oder eine von Trompeter Keyon Harrold, Posaunist Corey King und Tenorsaxophonist Marcus Strickland gebildete Bläsersektion.
“Ich wollte ein Album kreieren, das alle meine künstlerischen Facetten offenbart, aber zugleich auch das Publikum anspricht”, meint Hodge. “Ich hoffe, dass diese Musik den Leuten Auftrieb gibt und ihnen dabei hilft über den Tag zu kommen. Und ich wollte auch zeigen, dass ich mit Haut und Haar für den Rest meines Lebens und meiner Karriere Musik erschaffen möchte.” Tatsächlich hat Hodge über all die Komplexität seiner Musik nie ihre Zugänglichkeit aus den Augen verloren. Seine Melodien und Grooves besitzen eine bemerkenswerte, manchmal fast schon hypnotisierende Anziehungskraft. Auf “The Second” hat Derrick Hodge seinen Groove-orientierten Personalstil, der Jazz- und Hip-Hop-Elemente miteinander verschlingt, noch weiter verfeinert. Die neuen Songs spiegeln dabei seine enormen Erfahrungen in allen Bereichen der zeitgenössischen schwarzen Musik wider. Genau aus diesem Grund machte ihn der Nu-Soul-Star Maxwell auch zum musikalischen Leiter der Band, mit der er sich derzeit auf seiner umjubelten “'blackSUMMERS’night”-Welttournee befindet.