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OST Good Night, And Good Luck

05.04.2006
Dieser Soundtrack zu dem von der Kritik überschwenglich gelobten und vielfach preisgekrönten George-Clooney-Film “Good Night, And Good Luck” ist eine wirkliche Rarität, fast ist man versucht zu schreiben: ein veritabler Anachronismus. Denn anders als heutzutage  allzu üblich wurde der Soundtrack nicht aus bereits vorliegenden Aufnahmen zusammengestellt, sondern eigens von Dianne Reeves und ihrer Begleitband neu eingespielt. Dies ist umso erstaunlicher, als die Handlung des Films in den 50er Jahren spielt, also in einer Zeit, aus der es exzellente Jazzaufnahmen von historischen Größen in wahrlich rauher Masse gibt. Doch Regisseur George Clooney, der ein Neffe der 2002 verstorbenen Jazzsängerin Rosemary Clooney ist, traf die kluge Entscheidung, Dianne Reeves nicht nur die Songs für den Soundtrack neu einsingen zu lassen, sondern gab ihr darüber hinaus in seinem Film auch noch eine Rolle als Jazzsängerin.
Der Film handelt von dem legendären Fernsehjournalisten Edward R. Murrow (verkörpert durch David Straithairn), der in seinen Sendungen die offene Konfrontation mit dem berühmt-berüchtigten Senator und “Kommunisten”-Jäger Joseph McCarthy suchte. Murrow, damals Moderator der CBS-Sendung “See It Now”, deckte McCarthys Täuschungsmanöver, Schikanierungen und Manipulationen auf und trug mit seiner mutigen Haltung nicht unwesentlich dazu bei, der modernen Hexenjagd ein Ende zu bereiten. “Good Night, And Good Luck” ist George Clooneys zweiter Film als Regisseur. Gemeinsam mit dem Filmproduzenten Grant Heslov verfaßte Clooney, der im Film außerdem in die Rolle des CBS-Nachrichtenproduzenten Fred W. Friendly schlüpfte, auch das Drehbuch. In weiteren Rollen sind außerdem Robert Downey Jr., Patricia Clarkson, Frank Langella, Ray Wise, Grant Heslov und Jeff Daniels zu sehen.
 
Zur authentischen Atmosphäre dieses ebenso spannenden wie bedrückenden Filmes trug nicht nur bei, daß er komplett in Schwarz-Weiß gedreht wurde und außerdem zahlreiche Archivaufnahmen aus den 50er Jahren enthält, sondern auch die von Allen J. Sviridoff produzierte Musik. Sviridoff war lange Zeit der Manager von George Clooneys Tante Rosemary, die just in den 50er Jahren, in denen dieser Film spielt, ihren Durchbruch als Jazzsängerin feierte.
 
Da George Clooney die Songs in die Handlung des Films einbinden wollte, wählte er das Repertoire für den Soundtrack selber aus. Dann setzte er sich mit Dianne Reeves in Verbindung und bat sie, für ihn den Titel “How High The Moon” aufzunehmen und ihm davon ein Video zuzuschicken. Von dem Resultat war er dann so begeistert, daß er Reeves in seinem Film die Rolle der namenlosen Jazzsängerin gab. Viele der Tracks dieses Albums wurden übrigens während der Filmarbeiten live mitgeschnitten.
 
Dianne Reeves musikalische Karriere verlief anfangs in ähnlich unsteten Bahnen wie die der nur sechs Jahre älteren Dee Dee Bridgewater. Wie diese konnte sich auch die 1956 geborene Dianne lange Zeit nicht recht entscheiden, welche musikalische Richtung sie verfolgen wollte und irrlichterte auf ihren Alben zwischen Jazz, Rhythm’n'Blues und Pop umher. Nach Ansicht vieler Kritiker verkaufte sich dabei allzu oft weit unter Wert.
 
Während Dee Dee Bridgewater 1990 mit ihrer Vertragsunterzeichnung bei Verve die Weichen für ihren sensationellen Aufstieg stellte, gelang dies Dianne Reeves ein paar Jahre später bei einem anderen renommierten Jazzlabel. Denn erst durch die Alben, die sie ab Mitte der 90er Jahre für Blue Note aufnahm, gelang es Dianne Reeves schließlich, sich künstlerisch zu festigen und zu einer der herausragenden Jazzsängerinnen ihrer Generation aufzusteigen. Der eindrucksvollste Beweis für ihr heutiges Renommee sind zweifellos ihre letzten drei Soloalben (wenn man von dem 2004 veröffentlichten Weihnachtsalbum “Christmas Time Is Here” einmal absieht), für die sie jeweils einen Grammy in der Jazz-Sparte erhielt: 2000 für “In The Moment: Live In Concert”, 2001 für “The Calling: Celebrating Sarah Vaughan” und 2003 für “A Little Moonlight”.
 
Mit dem Soundtrack für “Good Night, And Good Luck”, der in den USA zuvor schon vom Women Film Critics Circle (WFCC) mit einem Preis ausgezeichnet wurde, setzte Dianne Reeves den Erfolgskurs der letzten Jahre fort und gewann erneut einen Grammy. Mit ihren unter die Haut gehenden Interpretationen von Jazzklassikern wie “Too Close To Comfort”, “Straighten Up And Fly Right”, “One For My Baby” und dem bereits erwähnten “How High The Moon” beweist Dianne Reeves einmal mehr, daß sie Seite an Seite mit Dee Dee Bridgewater eine der wichtigsten und ausdrucksvollsten schwarzen Jazzsängerinnen der Gegenwart ist.