Dianne Reeves verfügt über alles, was ein großer Bühnenstar braucht: eine warme Ausstrahlung, eine starke, agile Stimme, die einen sofort und ein ganzes Konzert lang fesselt, das Improvisationstalent, um auf ihre Umgebung und die musikalischen Einwürfe ihrer Band aus dem Stegreif zu reagieren und die Fähigkeit, mit ihrem Publikum zu kommunizieren. “Sie besitzt eine der kraftvollsten, entschlossensten und präzisesten Stimmen nicht nur unserer Zeit, sondern aller Zeiten”, schwärmt Wynton Marsalis von Reeves. Der Trompeter weiß, wovon er spricht: schließlich war die Sängerin mehrfach Gaststar des von ihm geleiteten Lincoln Center Jazz Orchestra und nahm mit der Band 1999 sogar ein ganzes Album auf. Es kommt also nicht von ungefähr, dass Reeves 2001 mit dem Live-Album “In The Moment” ihren ersten Grammy gewann. Seitdem warteten Fans vergeblich auf einen neuen Konzertmitschnitt von ihr. Mit “Light Up The Night – Live in Marciac” erfüllt sie ihnen diesen Wunsch nun endlich.
“Es ist wichtig, dass man lernt seinen Instinkten zu trauen”, versucht Reeves ihr Erfolgsgeheimnis zu erklären. “Ich versuche einfach, die spezielle Magie einer jeden Nacht zu entdecken – dazu gehört, auszuloten wie die Band und ich die Musik in einer Nacht am besten gestalten können. Denn jedes Publikum hat andere Erwartungen. Unser Programm wird deshalb nicht vorab festgelegt, wir wählen die Stücke während des Auftritts nach unserem Gefühl aus. Das hält mich kreativ auf Trab… und bringt in mir das Beste hervor.” So wie auf dem Album “Light Up The Night”, das seinem Titel alle Ehre macht. Mit dem Konzert in Marciac schloss Reeves 2016 eine triumphale Europa-Tournee ab. Die Sängerin und ihre langjährige Band – Pianist Peter Martin, Gitarrist Romero Lubambo, Bassist Reginald Veal und Schlagzeuger Terreon Gully – wollten noch einmal alles geben und spielten sich in einen leidenschaftlichen Rausch. Zusätzliche Impulse gab ihnen dabei noch der Schweizer Mundharmonika-Virtuose Grégoire Maret, der sich als Gast zu dem Ensemble gesellt hatte.
Verwöhnt wurde das Publikum mit einem besonders schillernden Programm, das neben zwei Songs von Reeves letztem Album “Beautiful Life” (für das die Sängerin 2015 ihren mittlerweile fünften Grammy erhalten hatte) auch sublime Interpretationen von Wayne Shorters “Infant Eyes” und dem Miles-Davis-Klassiker “All Blues” bot. Zu einem absoluten Höhepunkt geriet aber ihre Version von Pat Methenys “Minuano”. Die ansteckend melodiöse und brasilianisch eingefärbte Nummer hatte sie mit dem großartigen Gitarristen letztes Jahr im Rahmen des International Jazz Day im Weißen Haus von Präsident Obama und der First Lady aufgeführt. “Ich liebe diesen Song, weil er so frei und offen ist”, sagt Reeves. “Meine Performance mit Pat im Weißen Haus war so denkwürdig, dass das Lied nun ein Teil meiner Geschichte ist. Es macht mir einfach Spaß, das Lied, wann immer es geht, wiederzubesuchen.” Schon nächstes Jahr dürfte Reeves dazu eine besondere Gelegenheit haben, denn dann wird sie zusammen mit Metheny in die illustre Reihe der NEA Jazz Masters aufgenommen (die National Endowment for the Arts ist die einzige staatliche Kulturfördereinrichtung der USA).
Dianne Reeves Konzerte 2017
- 11. September 2017 Braunschweig, Kultur im Zelt
- 4. Oktober 2017 Lörrach, Burghof
- 5. Oktober 2017 Essen, Philharmonie