Deutscher Jazzpreis 2023 – Musiker/innen, denen die Zukunft gehört
Das französisch-texanische Duo DOMi & JD Beck und das britische Trio The Comet Is Coming befinden sich unter den Künstlern, die dieses Jahr für einen Deutschen Jazzpreis nominiert sind.
Keine Frage, DOMi & JD BECK gehörten international zu den absoluten Senkrechtstartern des vergangenen Jahres. Das gemischte Doppel, beide sind gerade mal in ihren frühen Zwanzigern, ließ mit seinem Debütalbum “NOT TiGHT” Jazz- und Popfans rund um den Globus aufhorchen und rätseln, wo ihre faszinierend eigentümliche Musik denn nun stilistisch einzuordnen sei. Die Grammy-Verantwortlichen machten es sich leicht und nominierten sie einfach in zwei genreübergreifenden Kategorien: einmal als “Best New Artist” und dann mit “NOT TiGHT” in der Sparte “Best Contemporary Instrumental Album”. Jetzt sind DOMi & JD BECK mit “NOT TiGHT” auch im Rennen um den Deutschen Jazzpreis 2023 für das “Debüt-Album des Jahres International”. Bereits im vergangenen Dezember hatte die Süddeutsche Zeitung es zu einem der besten Jazzalben des Jahres 2022 gekürt und geschrieben: “Die französische Keyboarderin DOMi und der texanische Schlagzeuger JD BECK waren noch Teenager, als sie sich auf einer Musikmesse als Gleichgesinnte erkannten. Sie sehen immer noch aus, als würden sie ihre Abende damit verbringen, im Kinderzimmer Mangas zu lesen. Was ein wenig davon ablenkt, dass sie das Virtuosen-Genre Fusion Jazz nicht nur vom Macho-Gestus befreiten, sondern auf ein neues technisches Plateau hoben. Vor allem Becks Schlagzeugspiel ist so etwas wie ein großer Mittelfinger an all die Drumcomputer und synthetischen Beats. Den Wettlauf zwischen Mensch und Maschine hat er jedenfalls eindeutig für uns entschieden. Das erste Album hieß denn auch ironisch ‘NOT TiGHT’ (Blue Note) und war natürlich genau das: dicht, präzise, virtuos. Was sie bis dahin vor allem auf Youtube-Videos gezeigt hatten, war alles noch etwas aufregender und mitreißender. Aber als Speerspitze eines neuen Jazzrock werden die beiden mit diesem Album in die Geschichte eingehen.”
Schon etwas länger im Kommen sind hingegen The Comet Is Coming. Das Londoner Trio von Saxofonist King Shabaka, Keyboarder Danalogue und Drummer Betamax begann seine Aszendenz 2015 mit der hellsichtigen EP “Prophecy” und hat seitdem drei Alben sowie zwei zusätzliche EPs nachgeschoben. Die letzten drei Veröffentlichungen erschienen beim legendären Coltrane-Label Impulse! Records. Für ihr jüngsten Opus “Hyper-Dimensional Expansion Beam”, das überall als ihr bislang bestes Album gefeiert wird, wurden The Comet Is Coming nun für den Deutschen Jazzpreis 2023 als “Band des Jahres International” nominiert. Über das Album schwärmte die österreichische Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft: “Da treffen sich entfernte Anklänge an futuristischen Space-Jazz à la Sun Ra, psychedelischer Punk-Funk-Jazz-Rock, Synthesizer-Krautrock à la Kraftwerk oder Tangerine Dream, Afro-House, Detroit Techno, Calypso-Rhythmen, knallharte und tonnenschwere Electronic-Dance-Floor-Detonationen und inbrünstige, meist stakkatoartig geröhrte Saxofon-Explosionen. Mitunter hat man den Eindruck, es walze sich eine gewaltige Soundwand heran, vor der es kein Entrinnen gibt. Also am besten gleich zu voller Lautstärke aufdrehen, denn dann bohrt sich das düster umwölkte Elektronik-Gebräu so richtig schön mit voller Intensität in Hirn und Eingeweide. Happy Weltuntergang!”
Die Verleihung der Preise geht am 27. April 2023 im Metropol Theater in Bremen über die Bühne. Nähere Einzelheiten und die Namen sämtlicher Nominierten findet man hier.