Der Pianist Michael Naura, mit dem Eberhard Weber Mitte der 70er Jahre zwei Alben für ECM einspielte, beschrieb Weber einmal als einen Katalysator, der den Bass nie passiv spielen könne. Deshalb ist Weber längst zu einem der einflußreichsten Bassisten im Jazz geworden, der vom Rock über Swing bis zur Free Music alles beherrscht. Weber wurde am 21. Januar 1940 in Stuttgart geboren. Sein Vater, ein Cello und Klavierlehrer, erteilte seinem Sohn ab sechs Jahren Cellounterricht. Doch als Eberhard Weber als Teenie mit dem Jazz in Kontakt gekommen war, entschied er sich für den Baß, besonders unter dem Eindruck von Paul Chambers und Ray Brown.
Shearings “Lullaby of Birdland” war der erste Standard, den Weber Mitte der 50er Jahre lernte. Ab 1958 stieg er dann in diversen Tanzkapellen ein, sang mit seiner Schwester im Horst Jankowski Chor, um ab 1961 hauptberuflich für das Fernsehen, Theater und die Werbung zu arbeiten. Nebenbei spielte er mit Wolfgang Dauner in dessen Duos und Trios die vielbeachteten Alben “Output” und “Free Action” ein; 1970 wurde er Berufsmusiker, Mitglied in Dauners Rock-Jazz-Band Etcetera und spielte u.a. mit Baden Powell, Stephane Grappelli und Joe Pass. 1974, als Weber für kurze Zeit in Volker Kriegels Rock-Jazz-Gruppe Spectrum einstieg, veröffentlichte er sein erstes Album unter eigenem Namen: “The Colours of Cloë”. Auf einem der Titel taucht zudem als Premiere der von Weber entwickelte Electrobass auf, der von nun an den typischen Weber-Sound ausmachen sollte. In den folgenden Jahren spielte Weber für ECM nicht nur weitere zehn Alben ein (das jüngste “Endless Days” ist das erste seit sieben Jahren). In diese Zeit fallen auch ausgedehnte Studio- und Live-Projekte mit Ralph Towner, Bill Frisell, Pat Metheny und Gary Burton, und die Gründung seiner Band Colours, die bis 1982 zu den wichtigsten Ensembles des europäischen Jazz zählten. 1975 bis 1987 war Weber zudem fester Bestandteil des United Jazz & Rock Ensemble. Zu einem Musiker hat Weber seit einem Vierteljahrhundert eine ganz besondere Beziehung: zu dem Saxophonisten Jan Garbarek. Ihn lernte Weber bei den Sessions zu Ralph Towners Album “Solstice” (1974) kennen, woraus sich eine fruchtbare, auch diskographisch umfassend dokumentiere Freundschaft entwickelte. 1982 schloß Weber sich ganz der Jan Garbarek Group an, und setzte gemeinsam mit Alben wie “Paths, Prints”, “Wayfarer” und “Rites” Maßstäbe. Zu den Partnern aus vergangenen Tagen zählen auch Paul McCandless und Michael DiPasqua, die 1982 als Sidemen für das Weber / Frisell-Album “Later That Evening” gewonnen werden konnten. Beide sind auch auf “Endless Days” zu hören, wobei Eberhard Weber seiner jahrzehntelangen Musikphilosophie treu geblieben ist: “Ich betrachte mich nicht als konventionellen Bassisten, wenn ich meine Musik mit meiner Band spiele. Ich verstehe mich als Instrumentalist, der manchmal Baßfunktion, mal Melodiefunktion hat.” Diese Einschätzung kommt bei Weber aber eher einem Understatement gleich. Denn immer noch garantieren seine Phantasie und sein Zauberkasten-Baß für ungehörte Überraschungen. Ganz im Sinne des Lobes von Michael Naura über den hochverehrten Kollegen: “Wie Eberhard Weber klingt sonst kein Bassist auf der Welt.”