Ellas Stunde der Wahrheit – unveröffentlichtes Live-Album angekündigt
Ella-Fitzgerald-Fans sollten sich den 28.2. im Kalender markieren, denn da erscheint unter dem Titel “The Moment Of Truth” eine bislang unveröffentlichte Konzertaufnahme von 1967.
Ella Fitzgerald "The Moment Of Truth: Ella At The Coliseum"Photopress Archiv Keystone - Bridgeman Images
17.01.2025
“Ella Fitzgerald hat das Live-Album quasi erfunden”, schreibt Will Friedwald in seinen Liner Notes zum Album “The Moment Of Truth: Ella At The Coliseum”, das ab dem 28.2. ganz sicher für einige Aufregung in der Jazzszene sorgen wird. Weiter führt er aus: “Folglich gibt es von ihr mehr offizielle und inoffizielle Konzertmitschnitte als von praktisch jedem anderen Künstler, ob ein Star oder nicht, männlich oder weiblich, Jazzer oder was auch immer.” Auch wenn diese kühne Behauptung vielleicht mit etwas Vorsicht zu genießen ist, lässt sich nicht leugnen, dass Ella eine geborene Entertainerin war. Mit ihren launigen Moderationen, den spontanen Dialogen mit ihren Bandmitgliedern und dem Publikum, aber auch mit ihren aus dem Stegreif eingefügten musikalischen Schlenkern und Scat-Einlagen zog sie sechs Jahrzehnte lang die Welt in ihren Bann.
Ella Fitzgerald war zwar das, was man eine Jazz-Diva nennt, aber sie hatte so gar nichts Divenhaftes an sich. Im Laufe ihrer langen Karriere hat uns die First Lady Of Song mit einigen der besten Live-Aufnahmen des Vocal-Jazz beglückt, darunter Alben wie “Ella At The Opera House”, “Ella In Berlin: Mack The Knife”, “Ella And Duke At The Cote D’Azur”, “Ella In Hollywood” und “Ella At Juan-Les-Pines”. Erst vor kurzem wurde in der privaten Sammlung des 2001 verstorbenen Norman Granz, der über Jahrzehnte hinweg Ellas Produzent, Manager und Freund war, eine noch unveröffentlichte Liveaufnahme aus dem Jahr 1967 entdeckt, die sich mit den genannten Alben in jeder Hinsicht messen kann.
Ella befand sich zu jenem Zeitpunkt inmitten einer dreijährigen erfolgreichen und künstlerisch bereichernden Tournee- und Aufnahmekooperation mit Duke Ellington. Bei dem Konzert im Oakland-Alameda County Coliseum in Kalifornien war der Duke zwar nicht selbst mit von der Partie, dafür aber die Bläserstars seines Orchesters (unter anderem Cat Anderson, Cootie Williams, Harry Carney, Paul Gonsalves, Jimmy Hamilton und natürlich Johnny Hodges), die Ellas Begleittrio um den Pianisten Jimmy Jones verstärkten. Das Repertoire hatten die Sängerin und ihr Impresario äußerst clever zusammengestellt: mit Oldies aus der Zeit, als Ella mit den Orchestern von Chick Webb und Benny Goodman auftrat, aktuelleren Klassikern und zeitgenössischen Popsongs, die sie noch nie zuvor gesungen hatte. Eine Neuheit für Ella war auch das Stück “The Moment Of Truth”, mit dem sie das Konzert in enorm swingender Weise eröffnete. Diese Aufnahme erscheint nun vorab als Appetitmacher und könnte einen nicht besser auf das am 28.2. erscheinende Album einstimmen, das noch eine ganze Menge weiterer Überraschungen enthalten wird.