Seit
Enrico Rava 2003 zu
ECM zurückkehrte und mit
“Easy Living” nach 28 Jahren Pause sein erstes neues Album für Manfred Eichers Label einspielte, hat der Großmeister des italienischen Jazz eine beeindruckende Aufnahme nach der anderen gemacht:
“Tati”, “The Words And The Days”,
“The Third Man” und zuletzt
“New York Days”.Jetzt legt der 72-jährige Trompeter, der heute lyrischer und ideenreicher denn je zuvor spielt, mit
“Tribe” seinen neuesten Geniestreich vor. Aufgenommen hat er das fantastische Album mit seinem neuen italienischen Quintett, das den Vergleich mit Ravas stärksten Ensembles nicht zu scheuen braucht.
Gianluca Petrella gehörte schon zu dem Quintett, mit dem Rava 2005 “The Words And The Days” aufnahm. Im selben Jahr wurde der Posaunist im Down Beat Critics Poll als einer der aufstrebenden jungen Stars gefeiert, die man im Auge behalten sollte. Sein Verständnis mit Enrico rief bei älteren Kritikern gleich Erinnerungen an Ravas legendäre Zusammenarbeit mit
Roswell Rudd Ende der 1960er Jahre wach. So wie damals kommt es auch hier zwischen Trompeter und Posaunist zu flotten, blitzgescheiten Dialogen, die den Hörer fesseln.
Enrico Rava hat in seiner Karriere immer junge Musiker gefördert und neue Talente ins Rampenlicht gerückt: diesmal präsentiert er mit dem 26-jährigen Pianisten
Giovanni Guidi einen ungemein kraetiven und phantasievollen Musiker. “Wenn mir ein talentierter junger Musiker auffällt, dann möchte ich ihn sofort in meine Gruppe integrieren. Aber das geschieht nicht aus altruistischen Gründen”, sagt Rava lachend. “Giovanni Guidi ist wie
Bollani und Petrella: er verblüfft mich jedesmal.”
Noch drei Jahre jünger ist der vielversprechende Bassist
Gabriele Evangelista, der hier ganz wunderbar mit dem erfahrenen Schlagzeuger
Fabrizio Sferra harmoniert. Sferra arbeitete u.a. mit internationalen Jazzstars wie Chet Baker, Paul Bley und Kenny Wheeler.
Bei einigen Nummern gesellt sich zu diesen Musikern auch noch der Gitarrist Giacomo Ancillotto, der sich in Italien bisher einen Namen als Mitglied des Quartetts der Kontrabassistin Caterina Pallazzi machte.
Für das Repertoire von “Tribe” kombinierte Enrico Rava einige alte (“F. Express”, “Cornetteology”, “Amnesia”, “Garbage Can Blues” und Planet Earth”) und neue Kompositionen mit kollektiven Improvisationen.