Frank Chastenier begann mit 8 Jahren Klavier zu lernen, angerührt von Oscar Peterson, Count Basie oder Keith Jarrett. Auch die Orgel lernte er schon in jungen Jahren spielerisch zu meistern. Mit eben dreizehn bekam er den ersten Preis beim Wettbewerb “Jugend jazzt”. Schon ein Jahr später tourte er als jüngstes Mitglied des Landesjugendjazzorchesters NRW durch die Republik. Er war siebzehn, als er ein klassisches Klavierstudium bei Prof. Ulla Graf am Hochschul-Institut in Aachen aufnahm. Außerdem war er bei Francis Coppieters an der Kölner Musikhochschule für ein Jazzstudium eingeschrieben. 1987 erreichte der 20jährige das Finale der legendären “Thelonious Monk Competition” in Washington, DC. Im Jahr darauf holte ihn Peter Herbolzheimer in sein Bundesjazzorchester (und später auch regelmäßig zur “Rhythm Combination & Brass”). 1990 feierte Frank Chastenier sein Debüt bei der Big Band des WDR in Köln mit einer Studioproduktion.
Schon bald folgten weitere Projekte, wie “Last Minute” mit Schlagzeuger Dennis Mackrel oder “Electricity” im Jahre 1991, wo der junge Instrumentalist erstmals mit dem Gastdirigenten Bob Brookmeyer und den Solisten John Abercrombie, Danny Gottlieb, Dieter Ilg und Rainer Brüninghaus zusammenarbeitete. Im selben Jahr wurde aus der projektbezogenen Arbeit ein festes Engagement: Mit 24 übernahm Frank Chastenier den Posten des Pianisten in der WDR Big Band Köln. Von Beginn an faszinierte ihn die konzeptionelle Vielschichtigkeit in den Konzertprogrammen dieses Orchesters, in denen er selbst seine stilistische Vielfalt und Kreativität nicht nur auf dem Klavier, sondern auch auf Keyboards, Synthesizern oder der Hammond B3 entfalten konnte. Die musikalische Vielseitigkeit des Frank Chastenier in den Konzerten und bei seinen mittlerweile über 35 Album-Aufnahmen mit der WDR Big Band beeindruckte zahlreiche Jazz-Größen, darunter Ray Brown, Peter Erskine, Jeff Hamilton, Bill Holman, Bob Brookmeyer, Vince Mendoza, John Clayton, George Gruntz, Lalo Schifrin, Jim McNeely, Michel Legrand, Paquito D’Rivera, Toots Thielemans, Patrick Williams, Maceo Parker und viele mehr.
“Sein Spiel ist voller Energie. Er besitzt ein Empfindungsvermögen für die richtige Spielgestik, eine Offenheit und Spiellust, die ihn für mich zu einem einzigartigen Musiker machen”, lobte etwa Brookmeyer. 1994 widmete ihm der Posaunist, Komponist, Arrangeur und Dirigent das Klavierkonzert “Serious Music”, das Frank Chastenier zum ersten Mal die Gelegenheit bot, seine improvisatorische und pianistische Kreativität in einem größeren Kontext mit der WDR Big Band zu entfalten. Auch Vokalisten wie Chaka Khan, Al Jarreau, Dee Dee Bridgewater, Randy Crawford, Caterina Valente oder Patti Austin wussten seine Qualitäten als universeller, virtuoser und gefühlvoller Begleiter zu schätzen. Neben seinen umfangreichen Tätigkeiten für das WDR-Orchester unterstützt der Pianist und Arrangeur verschiedener Studioproduktionen, der unter anderem auch an den letzten Produktionen von Hildegard Knef, Manfred Krug, Mark Murphy und Thomas Quasthoff mitwirkte, seit Jahren sowohl seinen Jugendfreund Till Brönner bei dessen CD-Projekten und Tourneen, wie auch Roger Willemsen in der literarisch musikalischen Korrespondenz “Kleine Lichter”.
Für die bei Tacheles erschienene Edition “Roger Willemsen liest Brehms Tierleben” komponierte er eigens 41 Klavierminiaturen. Seine CD “For you” (Universal) wurde von Presse und Publikum gleichermaßen enthusiastisch gefeiert. Die Zeitschrift “Jazzthetik” verlieh dieser CD die Höchstwertung von 5 Sternen und endete die Besprechung mit den Worten: “Das vielleicht wichtigste deutsche Jazz-Album seit zehn Jahren”. Im Jahr 2007 erhielt er den “Jazzpott” der Stadt Essen. Frank Chastenier ist der Pianist und Begleiter von Patti Austin auf dem im Jahr 2008 mit dem Grammy ausgezeichneten Album “Avant Gershwin”. 2010 ist Frank Chastenier zusammen mit Dieter Ilg, Wolfgang Haffner und Bruno Müller im neuen Jazz- und Soul-Programm von Thomas Quasthoff in Deutschland und Österreich auf Tournee – ein Programm, das auch für die Deutsche Grammophon eingespielt wurde.
Dass die Spielfreude und Beliebtheit des Pianisten nahezu grenzenlos ist, belegt ein Zitat Till Brönners: “Frank Chastenier hatte bei unserem Konzert in Aachen ein Heimspiel. Und wie sich nach zwei Wochen Tournee herausstellte, ist er offensichtlich in vierzehn Städten hauptwohnsitzmäßig gemeldet.”