Dass Gary Peacock und Marilyn Crispell enge musikalische Seelenverwandte sind, haben sie in den vergangenen rund fünfzehn Jahren schon mehrfach bewiesen. Gemeinsam mit dem mittlerweile verstorbenen Schlagzeuger Paul Motian spielten sie für ECM die beiden Trio-Alben “Nothing Ever Was, Anyway” (1997) und “Amaryllis” (2001) ein, die von der Kritik sogleich in den Rang moderner Jazzklassikern erhoben wurden. Aber auch als reines Duo können die beiden Künstler schon auf eine umfangreiche Historie zurückblicken. Nur auf einem Album war diese intime Kooperation bislang noch nie dokumentiert worden. Dem schaffen sie nun mit dem wunderbaren Album “Azure” endlich Abhilfe.
“Dieses Album wollte ich mit Gary schon seit Jahren machen”, sagt Marilyn Crispell. “Wir haben als Duo bereits viele Tourneen absolviert und wollten diese Partnerschaft schon immer auf einem Album dokumentieren – aber es hat einfach nie geklappt. Es war großartig, dass wir nun endlich die Chance erhielten, dies zu tun.” Von allen musikalischen Qualitäten ihres Partners schätzt die Pianistin vor allem diese: “Gary spielt mit viel Geist und Seele – er ist ein sehr energischer Bassist, aber er ist nicht nur energisch, sondern zugleich sehr einfühlsam. Er ist schon seit Langem ein sehr einflussreicher Musiker und repräsentiert für mich, wie nur wenige andere, den so genannten ECM-Sound. Durch das Zusammenspiel mit Gary habe ich die lyrische Seite der Musik besser kennen gelernt und mehr Bewusstsein für Raum und Form gewonnen.”
“Azure” präsentiert neun Duette und zwei Solo-Performances dieser beiden großen Improvisatoren. Jeweils drei Stücke stammen aus der Feder des Bassisten (“Lullaby”, “The Lea” und “Puppets”) und jener der Pianistin (“Patterns”, “Goodbye” und “Waltz After David M”), während drei weitere Nummern Duo-Improvisationen (“Azure”, “Blue” und “Leapfrog”) sind. Abgerundet wird das Repertoire durch zwei ausgesprochen einfallsreiche Klavier- und Bass-Soli. Mit dem ihnen gemeinsamen Sinn für lyrisches Spiel, ihren individuellen Kompositionsstilen und ihrem profunden Background in Sachen freies Spiel erweisen sich Marilyn Crispell und Gary Peacock, wie nicht anders zu erwarten, als außergewöhnliche musikalische Partner.
“Wenn Gary und ich zusammen improvisieren, herrscht zwischen uns immens viel Vertrauen”, erzählt Crispell. “Wir hören stets ganz genau hin, was der andere spielt, und das macht diese Kooperation zu etwas wirklich Besonderem. Und wenn er dann einen Groove hinlegt oder – wie in ‘Blue’ – mit Blues-Feeling spielt, macht es einfach unglaublich Spaß, darüber zu improvisieren. Ich liebe das!” Und das Jazzpublikum wird dies kaum weniger lieben.