Auf seinem fünften Album “GoGo Penguin” legt das aus Manchester stammende Trio alle stilistischen Fesseln ab.
Gogo Penguin - "GoGo Penguin"
12.06.2020
Es mag so manchen überraschen, dass GoGo Penguin ihr neues, mittlerweile fünftes Album schlicht “GoGo Penguin” betitelt haben. Das liegt aber ganz sicher nicht daran, dass Chris Illingworth, Rob Turner und Nick Blacka die Ideen für zündende Titel ausgegangen sind. Mit “Atomised”, “Signal In The Noise”, “Totem”, “Embers” und “To The Nth” gibt es hier gleich eine Handvoll aussagekräftiger Songtitel, nach denen sie auch das Album hätten benennen können. Auch einen musikalischen Neustart des Trios soll der Titel “GoGo Penguin” nicht signalisieren. Aber eine Zäsur, einen markanten Einschnitt in der Karriere dieser Band, die inzwischen schon seit sieben Jahren in derselben Besetzung zusammenspielt.
In der neuen Musik von “GoGo Penguin” wollten sie den Reifeprozess widerspiegeln, den sie als Musiker und auch Individuen in dieser Zeitspanne durchlaufen haben. “Der Großteil der Stücke ist das Produkt einer Verschmelzung”, erklärt Schlagzeuger Rob Turner. “Früher haben wir eine Idee über einen ziemlich langen Track hinweg entwickelt. Aber hier haben wir nun oft Teile von drei oder vier Stücken zu einem einzigen neuen Song zusammengeschweißt. […] Die Songs handeln also nicht mehr, so wie es früher der Fall war, nur ‘von’ einer Sache oder einem Gefühl – sie sind jetzt, so wie auch unsere Leben, komplexer geworden.”
“Das bedeutet, dass die Nummern kein konventionelles Schema wie etwa Strophe-Refrain-Bridge haben”, ergänzt Pianist Chris Illingworth. "Diesen Ansatz haben wir erstmals bei dem Stück ‘Strid’ [vom 2018 erschienenen Album “A Humdrum Star”] ausprobiert: Ideen mit kleinen Übergängen zusammenfließen zu lassen, um sie zu einer Erzählung zu verleimen – oder aber sie einfach kollidieren lassen, weil der Kontrast so interessant ist."
Nach wie vor bedienen sich die drei Musiker aus einem immensen Arsenal an stilistischen Einflüssen, verwenden u.a. Elemente aus Jazz, Club-Music, Klassik und Electronica. Aber die stilistischen Grenzen sind nun bis zur Unkenntlichkeit verwischt. “Dass ich immer Jazz in unserer Musik haben wollte, liegt, glaube ich, daran, dass ich Kontrabass spiele”, meint Nick Blacka, “aber mit jedem neuen Album wurde mir schrittweise klarer, dass wir nicht wirklich eine Jazzband sind. Als wir dieses neue Album machten, dachte ich mir schließlich: ‘Scheiß drauf, es ist zwecklos, sich darüber noch weitere Gedanken zu machen!’ Das war für uns alle wirklich befreiend.”
Ob man diese Musik nun noch als Jazz etikettiert oder nicht, spielt letztendlich auch keine Rolle. Denn GoGo Penguin bewegen sich musikalisch noch immer im selben Raum. Sie komponieren und improvisieren im Kollektiv und – vielleicht noch wichtiger! – sie grooven dabei einfach höllisch.