GoGo Penguin | News | Folgen einer "Schnapsidee" - Wie GoGo Penguin zu ihrem seltsamen Namen kamen

Folgen einer “Schnapsidee” – Wie GoGo Penguin zu ihrem seltsamen Namen kamen

GoGo Penguin - 2016
GoGo Penguin - 2016
05.02.2016
Mit einem Schwips fing alles an:  Leicht angeheitert kam Grant Russell, der erste (inzwischen ausgeschiedene) Bassist einer damals noch namenlosen Band aus Manchester, auf die “Schnapsidee”, bei einer Wohltätigkeitverantaltung an seiner Uni einen ausgestopften Pinguin zu ersteigern. Der war eigentlich für die Freundin eines Kumpels gedacht. Doch die fand das tote Tier grauenhaft. Und so nahm ihn Russell selbst mit nach Hause. Als er etwas später mit seinen Studien- und Bandkollegen Chris Illingworth und Rob Turner einen ersten Gig in der Sandbar in Manchester bestätigen konnte, suchten die drei nach einem Namen für ihre Band. Der ausgestopfte Pinguin fiel ihnen ins Auge. “Pinguin?”, fragte Grant seine Kompagnons etwas unsicher. Nein, zu banal.  “Go Penguin”, konterte ein anderer. Schon besser, aber immer noch nicht gut genug. “GoGo Penguin”, beschloss Bandmitglied Nummer 3 und endlich waren alle glücklich. Seit der kuriosen Namensfindung hat die Band einen rasanten Aufstieg hingelegt und spielt inzwischen vor einem immer größeren und begeisterten Publikum in aller Welt. Ihr zweites Album “V 2.0” wurde im September 2014 für den Mercury Prize in der Sparte “Album des Jahres” nominiert. Nun legen GoGo Penguin mit “Man Made Object” ihr drittes Album vor. Es erscheint auf dem Label Blue Note, für das bisher nur ein kleiner, sehr elitärer Zirkel von britischen Musikern (u..a. Van Morrison, Us3 und Andy Sheppard) aufnehmen konnte.
Die Musik von Pianist Chris Illingworth, Kontrabassist Nick Blacka und Schlagzeuger Rob Turner weckt hier und da Assoziationen an e.s.t, das ungeheuer populäre Trio des 2008 verstorbenen Pianisten Esbjörn Svensson. Freimütig räumen die Briten ein, dass GoGo Penguin ohne die Pionierarbeit von e.s.t. vielleicht gar nicht existieren würde. Wie die drei Schweden vereinen auch GoGo Penguin grundverschiedene Einflüsse von Electronica, Pop, Jazz und Klassik in ihrer Musik. Der Ansatz und die Vorgehensweise ist aber trotzdem eine ganz andere. Denn die Musiker komponieren die Stücke zunächst am Computer und anderen technischen Geräten. Danach suchen sie gemeinsam nach Möglichkeiten, die elektronischen Klänge auf akustischen Instrumenten zu replizieren. Ein gutes Beispiel dafür ist das orientalisch klingende “Branches Break”, zu dem Turner durch den Londoner Elektronik-Künstler Four Tet inspiriert wurde. Nick Blacka spielt seinen Bass hier über ein pedalgesteuertes Effektgerät, während Chris aus den Saiten seines Klaviers harfenähnliche Ausschmückungen kitzelt. Das hymnische “Initiate” ist ein von Rob geschriebenes Electronica-Stück, in dem die Musik von Amon Tobin widerhallt. Und in der triumphalen, trotzig-martialischen Schlussnummer “Protest” rekreieren Rob und Nick einen höllisch schwierigen Roland−808-Beat, der mit Sirenenklängen verschmolzen wird, die Chris auf der Drum-Machine seines iPhones programmierte.
Als Jazzband im traditionellen Sinne verstehen sich GoGo Penguin nicht.  “Jazz ist ein Kategoriesystem, das alles von Ornette Coleman bis zum Bigband-Swing von Robbie Williams umfasst”, meint Rob. “Insofern ist dieses Kategoriesystem weder akkurat noch nützlich – es ist wie bei der Klasse der Säugetiere, zu der alles vom Wal bis zum Hamster gerechnet wird. Die Leute messen diesem Kategoriesystem zu viel Bedeutung bei und liefern sich heftige Debatten darüber, wer wo einzuordnen ist. Aber welchen Standpunkt man auch vertritt, man liegt grundsätzlich falsch, wenn man sich überhaupt auf diese Diskussion einlässt! Wir ziehen es vor, uns darauf zu konzentrieren, großartige Musik zu schreiben.”