GoGo Penguin | News | GoGo Penguin - meisterhaft durch den Mixer gejagt

GoGo Penguin – meisterhaft durch den Mixer gejagt

Mit “GGP/RMX” legen GoGo Penguin ihr erstes Remix-Album vor, für das sie elf Produzenten und Remixer aus aller Welt die Songs ihres jüngsten Albums “GoGo Penguin” überarbeiten ließen.
GoGo Penguin - GGP/RMX
GoGo Penguin - GGP/RMX
07.05.2021
Das Album als CD, LP und limitierte Sonderausgabe in farbigem Vinyl finden Sie in unserem JazzEcho-Store.
Spätestens seit ihr zweites Album “v2.0” 2014 auf der Shortlist für den Mercury Prize landete, gehören GoGo Penguin zur Speerspitze der britischen Bands, die in der modernen Clubkultur und Electronica-Musik ebenso zu Hause sind wie in der zeitgenössischen Jazz- und Improvisationsszene. Von ungefähr kam es schließlich nicht, dass der visionäre Don Was das Trio aus Manchester schon wenig später bei dem von ihm geführten US-amerikanischen Edel-Label Blue Note unter Vertrag nahm. Dort legen GoGo Penguin nun nach drei erfolgreichen Alben und zwei EPs mit “GGP/RMX” erstmals ein reines Remix-Album vor.
Die Idee für “GGP/RMX” war ebenso simpel wie genial: von jedem Track des letztjährigen Albums “GoGo Penguin” wurde ein Remix in Auftrag zu geben, wodurch unterm Strich eine komplette und ausgesprochen abwechslungsreiche Neuinterpretation des Albums entstand. Als Bonbon gibt es zudem noch eine fesselnde neue Version des Stücks “Juwels Petit_a”, das zunächst nur auf der japanischen Auflage von “GoGo Penguin” veröffentlicht worden war, bevor es auf der digitalen EP “Live From Studio 2” erschien. Für die Überarbeitungen ihrer Stücke wählten Pianist Chris Illingworth, Schlagzeuger Rob Turner und Bassist Nick Blacka elf ihrer Lieblings-Remixer und -Produzenten aus.
Eröffnet wird das Album mit dem erfrischend farbigen “Kora”-Remix der Tokioter Musikikone Cornelius (eigentlicher Name Keigo Oyamada), der in der US-Presse einst als “neuzeitlicher Brian Wilson” und “japanischer Beck” gefeiert wurde. Er zollt dabei nicht nur GGPs Manchester-Erbe Tribut, sondern auch seinen eigenen Beziehungen zu der britischen Musikszene der 70er und 80er Jahre, die einen prägenden Einfluss auf seine erfolgreiche Band Flipper’s Guitar hatte. Ebenfalls aus Japan stammt der innovative Musiker und Sounddesigner Yosi Horikawa, der in der Szene sowohl für seine experimentellen Field Recordings als auch seine elektronischen Produktionen gefeiert wird und hier einen ungemein suggestiven Remix von “Embers” gefertigt hat.
Der aus North Carolina stammende Musiker und Produzent Travis Stewart, der vor allem unter dem Pseudonym Machinedrum bekannt ist, schuf aus den instrumentalen Elementen von “Atomised” einen ebenso geschmeidigen wie unbändigen EBM-Knaller. In starkem Kontrast dazu steht die wunderbar nachdenkliche Version von “F Maj Pixie” des französischen Produzenten Rone (eigentlich Erwan Castex), der direkt danach eine vollkommen andere Bearbeitung desselben Tracks von dem britischen Elektronik-Nonkonformisten und Bassvirtuosen Squarepusher (Tom Jenkinson) folgt, mit dessen Live-Band Shobaleader One GGP schon Festivalbühnen geteilt haben. Squarepusher verschmilzt dabei auf spannende Weise und sehr effektvoll akustische und technologische Elemente miteinander.
Aufregende und umfassende Neuinterpretationen liefern auch einige weitere zeitgenössische britische Talente: Nathan Fake knöpfte sich “Open” vor, James Holden verpasste “Totem” einen majestätischen Remix mit filmischen Qualitäten und Clark (Chris Clark) verlieh “Petit_a” eine unglaublich kantige und düstere Energie. Wie GGP stammen auch zwei der hier gefeatureten Produzenten/Remixer aus Manchester, die von derselben fiebrigen kreativen Kraft der Stadt beseelt sind: Club-Pionier Graham Massey (808 State) begeistert mit seinem (aber)witzig-verspielten Remix von “Signal In The Noise”, während Nachwuchstalent Shunya (der unter seinem wirklichen Namen Alan Keary auch als Jazzbassist, Violinist, Bratschist und Cellist aktiv ist) bei seiner Überarbeitung von “To The Nth” auf einzigartige Weise fast schon klassische Elemente mit moderner Elektronik kombinierte. Den eindringlichen Schlusspunkt des Albums setzen die Breitwand-Minimalisten des Portico Quartet mit ihrer ergreifenden Rekonstruktion von “Don’t Go”.