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Musikalische Nabelschau

Auf “The Belly Button Of The World” knüpft der Komponist und Bandleader Goran Bregović in mancherlei Hinsicht an das 2017 erschienene Vorgängeralbum “Three Letters From Sarajevo” an.
Goran Bregovic
Goran Bregovic
16.05.2023
Seit mehr als fünfzig Jahren gilt Goran Bregović weltweit als das Aushängeschild der Musik des Balkans. Zuerst als Bassist und Lead-Gitarrist einer Reihe von Rockbands, deren bekannteste Bijelo Dugme (1974–1989) war. Danach mit diversesten Soloprojekten, Kollaborationen und Filmmusiken für u.a. Emir Kusturica, Pedro Almodóvar und Patrice Chéreau. Besondere Popularität genießt seit rund 25 Jahren auch das von ihm geleitete Wedding and Funeral Orchestra, eine bunt zusammengewürfelte und wilde Truppe, deren Größe gewöhnlich zwischen neun und neunzehn Musikern variiert, bei besonderen Anlässen aber auch schon mal bis zu sechzig Akteure umfassen kann. Wie kaum ein anderer hat sich der im heute bosnisch-herzegowinischen Sarajevo geborene und lebende Musiker, Sohn einer Serbin und eines Kroaten, auch immer wieder um einen friedlich-kreativen Austausch zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen des Balkans bemüht. Das zeigte er zuletzt vor fünf Jahren auf “Three Letters From Sarajevo” und nun auch wieder auf seinem neuen Work “The Belly Button Of The World”.
Das Titelstück des Albums hatte Bregović bereits Mitte der 1990er Jahre für den mit einer Goldenen Palme prämierten Emir-Kusturica-Film “Underground” komponiert, zu dessen grandioser Stimmung die Musik damals wesentlich beitrug. 2005 präsentierte Goran sie auch auf dem Soundtrack-Album “Music Inspired and Taken from Underground”. Für das neue Album hat er die pfiffige und sehr vielschichtige Komposition für drei Soloviolinen, ein Symphonieorchester, ein Männer-Gesangssextett und natürlich seine Wedding and Funeral Band noch einmal neu arrangiert. Dem schwunghaften Auftakt folgt ein kurzer “Moment Of Melancholy”.
Anschließend lässt Goran Bregović drei lyrische Geschichten erzählen, die er rund um christliche, jüdische und muslimische Liturgien geschaffen hat. Im Fokus stehen dabei wieder die drei Geigensolisten, die auch schon auf “Three Letters From Sarajevo” zu hören waren: die Serbin Mirjana Nešković ist die Solistin in “A Christian Tale”, der Israeli Gershon Leizerson übernimmt die Hauptstimme in “A Jewish Tale” und der Tunesier Zied Zouari kommt schließlich in “A Muslim Tale” zum Zuge.
Die Musik von “The Belly Button Of The World” wirkt beinahe wie ein Kompendium von Goran Bregovićs bisherigen künstlerischen Reise: mal ist sie klassisch angehaucht, dann rauh, wild und überbordend, jedoch immer weltoffen, vielseitig, einzigartig und überraschend.
Im Juni wird Goran Bregović mit seinem Wedding and Funeral Orchestra für zwei Konzerte nach Deutschland kommen. Am 22. Juni gastierter in Huxley’s Neuer Welt in Berlin und einen Tag später im Stadtpark von Hamburg. Im Dezember folgen weitere Konzerte in Leipzig (12.12.) und Frankfurt (13.12.)
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