Harry Connick Jr. – intimes musikalisches Glaubensbekenntnis
Harry Connick, Jr. ist seit langem für seine künstlerische Vielseitigkeit bekannt. Doch mit dem Album “Alone With My Faith” dürfte er selbst seine treuesten Fans gewaltig überraschen.
19.03.2021
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Wer den Schauspieler Harry Connick, Jr. als Psychopathen in “Copykill” (1995) oder “Bug” (2006) erlebt hat, könnte Mühe haben, sich vorzustellen, dass er im wahren Leben ein religiöser Mensch ist. Auch auf seinen Alben hat sich der Klavier spielende Sänger (oder singende Pianist) bisher – trotz gelegentlicher Ausflüge in die Gospelmusik und immerhin vier Weihnachtsalben – stets eher von seiner weltlichen Seite gezeigt. Doch in den Monaten des Corona-bedingten Lockdowns ist der 53-Jährige in sich gegangen und hat sich intensiv mit seinem Glauben auseinandergesetzt. Entstanden ist dabei das Album “Alone With My Faith”. Und so viel gleich vorab: missionieren möchte er damit niemanden. Der Katholik hofft vielmehr, mit seinen Interpretationen von Gospel-Standards, traditionellen Hymnen und neuen eigenen Songs auch die Atheisten und Angehörigen aller anderen Religionen in seinem Publikum zu erreichen und ihnen in diesen turbulenten Zeiten Mut zusprechen zu können.
Die Idee zu dem ungewöhnlichen Projekt kam Connick, Jr., als er im März vergangenen Jahres eine Tournee wegen des Virus abbrechen und sich zu Hause mit seiner Familie in Isolation begeben musste. “Ich wollte ein wenig Musik machen, also fing ich an, Songs zu schreiben und über Musik nachzudenken, die mich tröstet und beruhigt”, erzählt er. “Und es stellte sich heraus, dass viele der Lieder, die ich schrieb, mit meinem Glauben zu tun hatten, oder vielleicht sogar manchmal mit meinem Mangel an Glauben. Ich nahm einen Song auf, schrieb einen anderen und nahm ihn auf. Und plötzlich dämmerte mir: ‘Wow, das könnte eine Art Schnappschuss von dem sein, was ich und vielleicht auch viele andere Menschen gerade durchmachen.”
In den darauf folgenden acht Monaten vertiefte er sich ganz in das Projekt, bis er die dreizehn Songs zusammen hatte, die er nun auf “Alone With My Faith” präsentiert. Sieben dieser Stücke gehören zum Kanon der traditionellen Gospellieder und Kirchenhymnen (darunter das längst verweltlichte “Amazing Grace” und “Panis Angelicus” von Thomas von Aquin), die restlichen sechs stammen aus seiner eigenen Feder. Das “Alone” im Albumtitel ist übrigens wörtlich zu nehmen. Denn Connick, Jr. sang sowohl alle Solo- und Chorstimmen im Alleingang ein und spielte selbst auch sämtliche Instrumente. Besonderen Wert legt er auf die Feststellung, dass er dafür keine Sounds aus einem MIDI-Keyboard benutzt hat. “Jedes Instrument, das man hört, ist ein echtes, wirkliches Instrument. Die Trompeten, die Saxophone, die Gitarren, der Bass, das Schlagzeug – all diese Instrumente sind echt. Sogar die elektronischen Instrumente sind echte Synthesizer…”
Mit der bewegenden Musik von “Alone With My Faith” dürfte es dem dreifachen Grammy-Gewinner Harry Connick, Jr. gelingen, selbst seine treuesten Fans zu überraschen. Bisher kannten sie ihn zwar schon als charmanten Crooner zwischen Jazz und Pop, exzellenten Pianisten, Bigband-Leader, Protagonisten des New Orleaneser Funk und R&B, Broadway-Musical-Schreiber, Schauspieler in Rom-Coms, Thrillern, Dramen, TV-Serien, Science-Fiction- und Familienfilmen, “American Idol”-Juror, Moderator einer eigenen Talkshow und engagierten Unterstützer wohltätiger Organisationen. Doch auf “Alone With My Faith” offenbart Harry Connick, Jr. nun viele vollkommen neue Facetten, sowohl künstlerische als auch sehr persönliche.