Angesichts der musikalischen Synergie dieses Trios, mag man es kaum glauben, dass die drei Musiker bei den Aufnahmesessions für das Album das erste Mal überhaupt zusammengespielt haben. Gleich der erste Track von “Una Elmo”, die dunkle, lyrische Träumerei “Reconstructing A Dream”, erweist sich als eines der Highlights des Albums und unterstreicht, was Jon Carvell schon 2015 in den London Jazz News zu den Werken von Jakob Bro anmerkte: “In dieser Musik gibt es keine Eile, aber eine große Tiefe.”
Im Anschluss an den Opener zollt Bro mit “To Stanko” auf gedämpfte Weise dem 2018 verstorbenen großartigen polnischen Trompeter Tomasz Stanko Tribut, den er einst bei der Einspielung seines ECM-Albums “Dark Eyes” begleiten durfte. Ein weiteres Stück, das als Hommage an eine jüngst verstorbene Legende dient, ist “Music For Black Pidgeons”, das seinen suggestiven Titel von dem Saxophon-Weisen Lee Konitz erhielt, mit dem Bro ebenfalls eng zusammengearbeitet hat und zwei eigene Alben aufnahm.
Arve Henriksens flüsternden, poetischen Sound werden viele von seinem 2008 erschienenen ECM-Debüt “Cartography” sowie seinen Zusammenarbeiten mit Tigran Hamasyan (“Atmosphères”) und dem Trio Mediæval (“Rímur”) wiedererkennen, die ebenfalls von ECM veröffentlicht wurden. Der spanische Schlagzeuger Jorge Rossy ist bei Jazzfans auf beiden Seiten des Atlantiks schon lange kein Unbekannter, vor allem dank seiner mehr als zehnjährigen Mitgliedschaft in Brad Mehldaus bahnbrechendem ersten Trio. Über den Leader selbst schrieb DownBeat in einer Rezension seines letzten ECM-Albums “Bay Of Rainbows” treffend, dass “Bros Gitarre voller Leuchtkraft und seine Musik sowohl hypnotisch als auch dramatisch ist.”
Der Titel des Albums ist eine Zusammensetzung aus den zweiten Vornamen von Bros kleiner Tochter (Uma) und seinem neugeborenen Sohn (Elmo). Der Gitarrist komponierte einen Großteil der wohlklingenden Songs dieses Albums in den Pausen, wenn sein Sohn gerade ein Nickerchen machte. “Da die Kinder noch so klein sind, ist dies gerade eine besondere Zeit in meinem Leben – und es ist natürlich auch eine seltsame Zeit für die Welt”, sagt Bro. “Als ich die Musik für die Aufnahmesession schrieb, hatte ich Zweifel, ob wir uns tatsächlich alle treffen und die Session abschließen könnten. Das war gegen Ende des Sommers des vergangenen Jahres, wir hatten einen deutschen Produzenten, einen spanischen Schlagzeuger, einen in Schweden lebenden norwegischen Trompeter, einen dänischen Gitarristen und Komponisten sowie einem italienischen Toningenieur – und alle zusammen in einem Studio in der Schweiz. Die Musik ist wie immer eine mehr oder weniger abstrakte Reflexion dessen, was um uns herum passiert. Dieses musikalische Dokument aus diesem Jahr zu haben, wird für mich immer eine Art Meilenstein darstellen. Und auch dass wir alle in Lugano zusammen sein konnten: Manfred, Jorge, Arve und der Tontechniker Stefano Amerio. Alle waren fest entschlossen, diese Musik mit mir zu gestalten und einzufangen, trotz der vielen Hürden, die uns im Weg standen – es ist müßig zu sagen, dass ich sehr dankbar bin.”
Auf dem Album übernimmt Henriksen in Bros Kompositionen meist die melodische Führung, schwebt über oder bewegt sich schlängelnd durch Rossys subtile, dynamische Rhythmen und die harmonischen Schimmer, hell läutenden Linien und geloopten atmosphärischen Klänge des Gitarristen. Über seine Trio-Kollegen sagt Bro: “Ich bin vor der Session für ‘Uma Elmo’ ein paar Mal mit Jorge Rossy aufgetreten, unter anderem 2014 bei einem Tribute-Konzert für Paul Motian im Rahmen des Copenhagen Jazz Festival und dann 2019 beim ‘ECM50’-Festival in Warschau. Aber ich bewunder Jorge schon, seit ich ihn zirka 1997 das erste Mal hörte. Er spielte auf so vielen Alben von Musikern mit, die ich liebe: Chris Cheek, Mark Turner, Larry Grenadier, Ethan Iverson, Kurt Rosenwinkel und natürlich Brad Mehldau. Jorge hat ein unglaubliches Gespür für Zeit und Form. Er kann sich im Zentrum der Musik befinden, während sich alles um ihn herumbewegt, und einfach präsent sein, nicht zu viel tun, gerade genug spielen, und der musik Wärme, Drive, Kontraste, Farbe, Time, Swing, Seele hinzufügen. Er hat auch einen großartigen Sinn für die Komposition innerhalb der Komposition selbst – er lässt die Musik atmen.”
Auf den Norweger Arve Henriksen wurde Bro erstmals 2016 aufmerksam: “Arves Sound hat mich sofort beeindruckt”, sagt er, “und es dauerte nicht lange, bis ich mit ihm über eine Zusammenarbeit zu unterhalten begann. Aber wir haben bei der Session in Lugano nicht nur zum ersten Mal zusammen Musik gemacht – es war auch meine erste leibhaftige Begegnung mit ihm! Es erwies sich als ein inspirierendes Treffen. Aber es war auch von unschätzbarem Wert, Manfred Eicher dabei zur Seite zu haben. Er hörte zu, gab uns Ratschläge und lenkte uns sanft. Was wirklich hilfreich war, da wir drei zum ersten Mal zusammengekommen waren.”