Ein altes Sprichwort besagt, dass “viele Köche den Brei verderben”. Jazzanova zeigen nun schon seit rund zehn Jahren, dass bei ihnen ganz genau das Gegenteil der Fall ist. Jüngster Beweis dafür ist das zweite Album des einst als DJ- und Produzentenkollektiv gestarteten Sextetts, für dessen Produktion die Berliner noch eine illustre internationale Schar von “Küchenhelfern” ins Studio einluden. Gemeinsam mit ihren prominenten Gästen und einer Vielzahl weiterer Musikern haben die sechs Köpfe von Jazzanova ein traumhaftes Soul-Album angerichtet, das einerseits in den Klängen und Grooves der frühen 70er Jahre schwelgt, andererseits aber nicht weniger in der der zeitgenössischen Dancefloor-Musik verankert ist.
Gleich dreimal setzt sich der aus Detroit stammende Paul Randolph auf “Of All The Things” eindrucksvoll in Szene: zunächt mit dem souligen Ohrwurm “Let Me Show Ya” (der ersten Single-Auskopplung des Albums), dann in dem mit einem flotten Latin-Beat unterlegten “Lucky Girl” und schließlich mit dem balladesken “Dial A Cliché”. Phonte Coleman (von Little Brother) glänzt in der slicken, ein wenig an Earth, Wind & Fire erinnernden Funk-Nummer “Look What You’re Doin' To Me” erst als Sänger und später in “So Far From Home” als agiler Rapper. Motown-Legende Leon Ware liefert im Duett mit Dwele ein relaxtes Remake seines einst mit Marcos Valle geschriebenen Klassikers “Rockin' You Eternally” (übrigens die einzige Komposition des gesamten Albums, die nicht aus Jazzanovas Feder floß). Ein absolutes Highlight ist ganz sicher auch die jazzige Ballade “Little Bird”, mit der Crooner José James nachhaltig unterstreicht, dass er ein würdiger Nachfolger von Ikonen wie Gil Scott-Heron und Terry Callier ist. Thief-Sänger und Songwriter Sascha Gottschalk wiederum brilliert in einer verspielten Pop-Nummer (“Lie”), die wie ein verlorengegangener Track vom Beatles-Klassiker “Magical Mystery Tour” klingt. Und brasilianische Vibes steuern Sänger Pedro Martins (Da Lata) und die Veteranen der brasilianischen Fusion-Band Azymuth zu diesem Album bei.
Setzte Jazzanova bei seinem Debütalbum “In Between” vor sechs Jahren noch massiv auf Samples und Programmierung, so wurde diesmal fast ausschließlich mit live eingespielten Instrumenten gearbeitet. Das DJ- und Produzentenkollektiv Jazzanova hat sich zu einer richtigen Band gemausert. In den USA wird “Of All The Things” bereits enthusiastisch gefeiert. Im All Music Guide meinte Kritiker John Bush gar: “one of the best soul albums of the era (or any other)”.