Bass Boss – Marcus Millers aktuelles Werk endlich auch als LP
Das neue Album des Tiefton-Experten Marcus Miller ist auch auf Schallplatte eine Wucht: ein 180g-Vinyl-Doppelalbum im Gatefold-Cover – 45 rpm inklusive.
Jazzecho Plattenteller - Marcus Miller
26.09.2018
“Mehr Vinyl geht nicht” hätte die Überschrift auch lauten können. Blue Note und Marcus Miller haben keine Mühen gescheut, die Vinyl-Variante von “Laid Black” zu einem besonderen Schmankerl zu machen. Nicht nur in punkto Hardware. Das Schmuckstück klingt wie Kaminwärme aus der Fußbodenheizung – untenrum ein wohl temperiertes Fundament, darüber lässige mitten-lastige Aromen und kristallklarer Luftzug nach oben. Das gilt vor allem für die Tracks in denen ein Rhythmuscomputer mitmischt, Hi-Hats, Snares, etc. Selbstverständlich ist dieses Sounddesign rundum auf den Protagonisten zugeschnitten und auf schwarzem Gold gepresst ganz besonders gut nachzuhören, zum Beispiel beim Track “7-T’s”.
Apropos entspannt: Wynton Kellys Neffe wird nächstes Jahr 60. Dem 4-Saiten-Hochleistungssport, den er ganz nonchalant auch auf diesem Album betreibt, ist von seiner beeindruckenden Frische nichts, aber auch gar nichts, abhandengekommen. Im Gegenteil: Mit dem passend betitelten “Laid Black” ist Miller an einem Punkt angekommen, an dem er sich nicht nur nichts mehr beweisen kann, sondern sich auch nichts mehr beweisen muss. Man könnte auch sagen: Selbst die Routine ist überwunden. Seine Interpretation von “Que Sera Sera”, deren Raison d'Être er höchstselbst in seinen kurzen Liner-Notes zum Thema macht, ist das wohl beste Beispiel.
Und was macht einer wie Miller, und zwar nicht nur als Elder Statesman? Richtig: Zusammenarbeiten. Damit hat Miller Erfahrung. Über 500 Veröffentlichungen sind es, an denen er beteiligt war. Und immer wieder hat der Teamplayer auch auf seinen Solo-Alben die Bühne mit anderen geteilt. Auf “Laid Black” ist es nicht anders. Trombone Shorty, Selah Sue, Jonathan Butler und Peculiar, um nur einige zu nennen, haben ihm auf den insgesamt neun Tracks des Albums die musikalische Hand gereicht. Und Millers erfahrungsgetränkte Gelassenheit scheint alle gleichermaßen angesteckt zu haben.
“Laid Black” ist ein Album wie der Indian Summer. Angenehm. Unbeschwert. Farbenfroh. Und irgendwie erwachsen. Ja: erwachsen.