Blue Note Classic Vinyl Edition – Bebop-Genies der ersten und zweiten Stunde
In der “Blue Note Classic Vinyl Edition” erscheinen diesmal die brillanten Blue-Note-Debütalben von Thelonious Monk und J.J. Johnson, zwei Jazzmusikern, die auf jeweils eigene Art den Bebop geprägt haben.
JazzEcho-Plattenteller: Thelonious Monk "Genius Of Modern Music" / J. J. Johnson "The Eminent Jay Jay Johnson, Vol. 1" - Blue Note Classic Vinyl
13.12.2022
Diese LPs und weitere Folgen aus der Classic Vinyl-Serie finden Sie in unserem JazzEcho-Store.
Mit seiner “Blue Note Classic Vinyl Series” knüpft Blue Note an die gefeierte “Blue Note 80 Vinyl Reissue Series” an, mit der das von Don Was geleitete Traditionslabel 2019 sein 80-jähriges Jubiläum beging. Wie in der Vorläufer-Serie werden sämtliche Aufnahmen von Kevin Gray (Cohearent Audio) von den analogen Originalbändern neu gemastert, bei Optimal in Deutschland auf hochwertiges 180-Gramm-Vinyl gepresst und in Standardverpackungen angeboten.
Thelonious Monk – Genius of Modern Music, Volume 1
Die bedeutendsten Jazzmusiker sind jene, die erfolgreich ihre ganz eigene Musikwelt erschaffen. Mit eigenen Regeln, eigener Logik und voller Überraschungen. Thelonious Monk wurde lange missverstanden, weil es vielen Kritikern und Jazzhörern einfach nicht gelang, seine unorthodoxe Musik in ihrem Kontext zu erfassen. So bezeichnete ein Kritiker ihn in seinen frühen Jahren z.B. als “Elefant am Klavier”. Rund zehn Jahre litt Monk unter solcher Ignoranz. Dann erst wurde er als das musikalische Genie wahrgenommen und gefeiert, das er im Grunde immer schon gewesen war. Denn seine Musik hatte sich in der Zwischenzeit eigentlich kaum gewandelt. Tatsächlich war einer der bemerkenswertesten Aspekte an Monks Musik, dass sie bereits 1947 vollständig entwickelt war und er keinen Bedarf sah, seinen singulären Spiel- oder Kompositionsstil in den folgenden 25 Jahren zu ändern.
Für das 12-Zoll-Album “Genius Of Modern Music, Vol. 1”, das nun in der “Blue Note Classic Vinyl Edition” wieder aufgelegt wird, versammelte Blue Note 1956 die allerersten Aufnahmen, die der Pianist 1947/48 als Session-Leader mit u.a. Vibraphonist Milt Jackson, Altsaxofonist Danny Quebec West, Tenorsaxofonist Billy Smith, Trompeter Idrees Sulieman; Bassist Gene Ramey und Schlagzeuger Art Blakey gemacht hatte. Zuvor waren viele dieser Einspielungen schon auf 78er Singles und 1951 auf einem 10-Zoll-Album erschienen. Im Repertoire findet man u.a die erste Aufnahme seines bis heute populärsten Klassikers “‘Round Midnight” (der damals noch den Titel “‘Round About Midnight” trug und dessen Grundgerüst Monk bereits mit 19 Jahren komponiert haben soll). Weitere brillante Kompositionen, die er damals zum ersten Mal der Weltöffentlichkeit vorgestellt hatte, waren “Off Minor”, “Ruby, My Dear”, “I Mean You”, “In Walked Bud”, “Thelonious”, “Epistrophy”, “Misterioso” und “Well, You Needn’t”. Jedes dieser Stücke ist ein absoluter Klassiker und ein Beweis dafür, das Monk schon früh in seiner Karriere ein wahres Genie der modernen Musik gewesen war.
J. J. Johnson – The Eminent Jay Jay Johnson, Volume 1
Bevor der überaus virtuose und geschmeidige J.J. Johnson zeigte, dass man auch auf der schwierig zu handhabenden Posaune rasanten Bebop spielen kann, hatten viele dies für schier unmöglich gehalten. Als ihn Dizzy Gillespie, einer der Urväter des Bebop, 1946 hörte, rief er begeistert aus: “Ich habe immer gewusst, dass die Posaune auch anders gespielt werden kann, dass es eines Tages jemand kapieren würde.” Und Dizzy engagierte den damals 22-jährigen J.J. vom Fleck weg für seine Band.
Nachdem J.J. Johnson erste eigene Alben bei Savoy und Prestige vorgelegt hatte und 1952 an der Einspielung von Miles Davis’ Blue-Note-Debüt “Young Man With A Horn” beteiligt gewesen war, erhielt der Posaunist 1953 von Alfred Lion die Chance, selbst Aufnahmen für das renommierte Label zu machen. Sie erschienen zuerst 1953 unter dem Titel “Jay Jay Johnson With Clifford Brown…” auf einer 10-Zoll-LP und 1956 mit vier zusätzlichen Tracks von 1954 auf der 12-Zoll-Scheibe “The Eminent Jay Jay Johnson, Volume1”. Bei beiden Sessions präsentierte sich J.J. mit atemberaubenden All-Star-Bands: einmal mit Trompeter Clifford Brown, Saxofonist Jimmy Heath, Pianist John Lewis, Bassist Percy Heath und Schlagzeuger Kenny Clarke (Juni 1953), dann mit Pianist Wynton Kelly, Bassist Charles Mingus, erneut Kenny Clarke und Sabu Martinez an den Congas (September 1954). Mit den Stücken “Turnpike”, “Jay” und “Coffee Pot” stellte sich J.J. Johnson auf dem Album auch als Komponist vor, interpretierte darüber hinaus aber vor allem Standards wie “Lover Man”, “Old Devil Moon” und “Too Marvelous For Words”.