JazzEcho-Plattenteller | News | Blue Note Classic Vinyl Edition - Hard-Bop und Soul-Jazz aus unterschiedlichen Perspektiven

Blue Note Classic Vinyl Edition – Hard-Bop und Soul-Jazz aus unterschiedlichen Perspektiven

Während Tenorsaxofonist Ike Quebec die beiden verwandten Stile auf“Heavy Soul” sehr gefühlvoll anging, legte der Hammond-Virtuose Dr. Lonnie Smith den Schwerpunkt bei “Turning Point” auf den Groove und Ausgelassenheit.
JazzEcho-Plattenteller: Dr. Lonnie Smith "Turning Point" / Ike Quebec "Heavy Soul" (Blue Note Classic Vinyl)
JazzEcho-Plattenteller: Dr. Lonnie Smith "Turning Point" / Ike Quebec "Heavy Soul" (Blue Note Classic Vinyl)
20.07.2023

Diese LPs und weitere Folgen aus der Blue Note Classic Vinyl-Serie finden Sie in unserem JazzEcho-Store. 

 
Mit seiner “Blue Note Classic Vinyl Series” knüpft Blue Note an die gefeierte “Blue Note 80 Vinyl Reissue Series” an, mit der das von Don Was geleitete Traditionslabel 2019 sein 80-jähriges Jubiläum beging. Wie in der Vorläufer-Serie werden sämtliche Aufnahmen von Kevin Gray (Cohearent Audio) von den analogen Originalbändern neu gemastert, bei Optimal in Deutschland auf hochwertiges 180-Gramm-Vinyl gepresst und in Standardverpackungen angeboten.
Dr. Lonnie Smith: Turning Point
Der im September 2021 mit 79 Jahren gestorbene Dr. Lonnie Smith ist in die Annalen als einer der funkigsten und kreativsten Jazz-Organisten aller Zeiten eingegangen. Smith hatte sich als als 23-Jähriger einen Namen gemacht, als George Benson ihn 1966 als Partner in sein Quartett holte und zusammen mit ihm zwei Alben machte. Noch im selben Jahr nahm Lonnie – u.a. mit Benson an der Gitarre – für Columbia sein Debütalbum “Finger Lickin’ Good” auf. Das wiederum weckte die Aufmerksamkeit des Altsaxofonisten Lou Donaldson, der daraufhin gleich das ganze Lonnie Smith Quartet zu Blue Note lotste und mit diesem in weniger als einem Jahr drei Soul-Jazz-Klassiker einspielte: “Alligator Bogaloo”, “Mr. Shing-a-Ling” und “Midnight Creeper”. Im Anschluss daran gab Blue Note dem vielversprechenden jungen Hammond-B3-Virtuosen einen eigenen Plattenvertrag. “Turning Point” war 1969 sein zweites Album für das Label. Zu hören ist er hier mit einer besonders dynamischen Band, bestehend aus Trompeter Lee Morgan, Posaunist Julian Priester, Tenorsaxofonist Bennie Maupin, Gitarrist Melvin Sparks und Schlagzeuger Idris Muhammad (der hier noch unter seinem Geburtsnamen Leo Morris auftritt). Zu den Highlights des Programms gehören eine fantastisch groovende Version des Rhythm’n’Blues-Hits “See Saw”, eine orginelle Überarbeitung des Beatles-Klassikers “Eleanor Rigby” und das wunderbar hard-boppige, über acht Minuten lange Titelstück aus der Feder von Lonnie Smith.
Ike Quebec: Heavy Soul
Nachdem die Karriere von Ike Quebec wegen Drogenproblemen in den 1950ern beinahe komplett zum Stilllstand gekommen war, gelang demTenorsaxofonisten Anfang der 1960er ein großartiges Comeback bei Blue Note. Auf dem sehr treffend betitelten Album “Heavy Soul” gibt der Saxofonist, der für seinen kraftvoll, runden Sound bekannt gewesen war, zusammen mit dem Organisten Freddie Roach, Bassist Milt Hinton und Schlagzeuger Al Harewood eine wahre Meisterklasse in Sachen Soul-Jazz, Blues und Balladenspiel. “Der volltönende Tenorist Ike Quebec war bei dieser [im November] 1961 gemachten Session in ausgezeichneter Form”, schreibt Scott Yanow bei AllMusic über das Album, das zweifellos zu Quebecs besten zählt. “Seine Balladenausführungen sind von sehr viel Wärme geprägt und bei einer Reihe von mittelschnellen Stücken swingt er wunderbar.” Besonders fesselnd ist aber vor allem eine unter die Haut gehende Interpretation des Klassikers “Nature Boy”, die Ike Quebec hier im Duo mit dem Bassisten Milt Hinton vorträgt. Bedauerlich starb Ike Quebec schon wenig später – im Januar 1963 – mit nur 44 Jahren, so dass viele seiner Blue-Note-Alben erst posthum erschienen.
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