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Blue Note Classic Vinyl Serie – Drive, Visionen und große Klasse

“Drives” des Hammond-Organisten Lonnie Smith und “Visions” des Gitarristen Grant Green gehören zu den abenteuerlichsten und abwechslungsreichsten Alben im Blue-Note-Katalog der frühen 1970er Jahre.
Blue Note Classic Vinyl Serie: Grant Green "Visions" / Lonnie Smith "Drives"
Blue Note Classic Vinyl Serie: Grant Green "Visions" / Lonnie Smith "Drives"
11.12.2024
Die Blue Note Classic Vinyl Serie macht die beliebtesten und bekanntesten Alben des Labels zu vertretbaren Preisen dauerhaft verfügbar. Die ersten Folgen erschienen bereits 2019 unter dem Serientitel Blue Note 80 zum achtzigsten Labeljubiläum. Gemastert werden die LPs von Kevin Gray bei Cohearent Audio in den USA, gepresst in 180g bei Optimal in Deutschland. Original-Covergestaltung und cellophanierte Innenhüllen gehören auch bei dieser Serie zum guten Ton.

Lonnie Smith – Drives

In einer Zeit, in der für Hammond-Organisten im Soul-Jazz die klassische Triobesetzung mit Gitarre und Schlagzeug die Regel war, tanzte Lonnie Smith auf seinen Alben für Blue Note mutig aus der Reihe. Und auch sein Repertoire stellte er gerne unkonventioneller zusammen als viele seiner Kollegen. Das ausgesprochen funkige Album “Drives” war 1970 Smiths viertes und vorerst letztes Album für Blue Note. Und es ist ein Paradebeispiel für die Abenteuerlust und den unbändigen Groove des Organisten. Mit seinem Quintett – bestehend aus Ronnie Cuber am Baritonsax, Dave Hubbard am Tenorsax, Larry McGee an der Gitarre und Joe Dukes am Schlagzeug – gab er auf “Drives” noch einmal richtig Gas. Höhepunkte des Albums sind eine herrlich schräge und rasante Interpretation des Miles-Davis–Klassikers “Seven Steps To Heaven” und Smiths Version des Blood, Sweat & Tears-Hits “Spinning Wheel” (den Drum-Break und die Orgel sampelten A Tribe Called Quest 1990 für den Song “Can I Kick It”). Aber auch das pfiffige Remake des alten Jazzstandards “Who’s Afraid Of Virginia Woolf?” und Lonnie Smiths groovige Eigenkompositionen “Twenty-Five Miles” und “Psychedelic Pi” lassen keine Wünsche offen. 46 Jahre nach dieser Aufnahme feierte er als Dr. Lonnie Smith (den Ehrentitel hatte er sich Mitte der 1970er Jahre selbst verliehen) eine triumphale Rückkehr zu Blue Note und konnte bis zu seinem Tod 2021 noch drei herausragende Alben für das Label einspielen.
Grant Green – Visions
Grant Green begann seine Karriere in seiner Heimatstadt St. Louis als Rhythm’n’Blues-Gitarrist, bevor er unter dem Einfluss von Charlie Parker, Lester Young und Charlie Christian zum Jazz kam. Zwischen Mai 1961 und Juni 1966 spielte er mehr als ein Dutzend hervorragender Hard-Bop- und Soul-Jazz-Alben für Blue Note und Verve ein und wirkte auf weiteren 50 (!) als Sideman mit. Dann kam seine Karriere aufgrund persönlicher und gesundheitlicher Probleme abrupt zum Stillstand. Sein Comeback bei Blue Note feierte er erst im Frühjahr 1970 mit dem Album “Carryin’ On”, das seine Rückkehr zu seinen musikalischen Wurzeln markierte: dem Rhythm’n’Blues. Mit einer ziemlich wilden Repertoire-Mischung wartete Green 1971 auf dem funkigen Album “Visions” auf, mit dem er erstmals sowohl in den Jazz- als auch in den Rhythm’n’Blues-Charts von Billboard landete. Mit seinem melodischen Spiel drückt er hier u.a. Songs von den Jackson 5, Chicago, den Carpenters, Quincy Jones und sogar Mozart seinen eigenen Stempel auf. Begleitet wurde er bei der Einspielung von einem eklektischen Ensemble mit dem Vibraphonisten Billy Wooten, dem E-Pianisten Emmanuel Riggins, dem E-Bassisten Chuck Rainey, dem Schlagzeuger Idris Muhammad sowie den Perkussionisten Ray Armando und Harold Caldwell. “Auf ‘Visions’ bietet der Gitarrist ein Programm mit ansprechend melodischem, leicht funkigem Pop-Jazz”, schreibt Stephen Thomas Erlewine in AllMusic und nennt es Greens befriedigendstes kommerzielles Album.
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