In der Blue Note Tone Poet Serie erscheinen diesmal zwei bemerkenswerte Debütalben: “Cliff Jordan” des Chicagoer Tenorsaxofonisten Clifford Jordan und “Dialogue” des aus Los Angeles stammenden Vibrafonisten Bobby Hutcherson.
JazzEcho-Plattenteller: Clifford Jordan "Cliff Jordan" / Bobby Hutcherson "Dialogue" (Tone Poet Vinyl)
04.11.2024
In der “Tone Poet”-Reihe präsentiert der Jazz- und Audiospezialist Joe Harley von Music Matters und AudioQuest auf audiophilem Vinyl Reissues ausgewählte Blue-Note-Werke von den größten und originellsten Klangpoeten des Jazz.
Clifford Jordan: Cliff Jordan
Obwohl der Tenorsaxofonist Clifford Jordan (1931–1993) in seiner 35–jährigen Karriere als Aufnahmekünstler rund 40 Alben unter eigenem Namen veröffentlichte, ist er bis heute ein weit unterschätzter Künstler. Seine musikalische Ausbildung erhielt der gebürtige Chicagoer an der DuSable High School auf der South Side von Chicago, die damals eine der besten Brutstätten für Jazzmusiker war – einige Abgänger gründeten 1965 die Association for the Advancement of Creative Musicians (AACM). Zu Jordans Klassenkameraden gehörten u.a. Johnny Griffin, John Gilmore (später ein wichtiger Weggefährte von Sun Ra), John Jenkins, Muhal Richard Abrams und Richard Davis. 1957 verließ Clifford Jordan die “Windy City” Chicago, um mit seinem Tenorsaxophon frischen Wind in die New Yorker Jazzszene zu bringen. In nur acht Monaten – zwischen März und November 1957 – nahm er vier denkwürdige Alben für Blue Note auf, zwei davon zusammen mit seinen ehemaligen Highschool-Freunden John Gilmore und John Jenkins.
Auf “Cliff Jordan” präsentiert sich der Tenorsaxofonist mit einem ebenso ungewöhnlichen wie exzellent besetzten Septett: Lee Morgan an der Trompete, Curtis Fuller an der Posaune, John Jenkins am Altsax, Ray Bryant am Piano, Paul Chambers am Bass und Art Taylor am Schlagzeug. In einer mitreißenden Hardbop-Session präsentieren die Musiker je ein Original von Jordan (“Not Guilty”), Jenkins (“St. John”), Fuller (“Blue Shoes”) und Morgan (“Ju-Ba”). Mit"Beyond The Blue Horizon" interpretieren sie zudem noch einen in Vergessenheit geratenen populären Song aus den 1930er Jahren.
Bobby Hutcherson: Dialogue
Bevor der junge Vibrafonist Bobby Hutcherson 1965 mit “Dialogue” sein erstes eigenes Album bei Blue Note vorlegte (eine frühere Aufnahme, “The Kicker”, erschien erst 1999!), hatte er bereits auf einigen wichtigen Alben von Jackie McLean, Eric Dolphy und Grant Green brilliert. Unterstützt von einem experimentierfreudigen Sextett, bestehend aus Freddie Hubbard (Trompete), Sam Rivers (Tenor- und Sopransax, Bassklarinette, Flöte), Andrew Hill (Piano), Richard Davis (Bass) und Joe Chambers (Schlagzeug), gelang dem 24-Jährigen auf Anhieb ein wegweisendes Album, das sowohl von AllMusic als auch vom “Penguin Guide To Jazz” mit Höchstnoten bedacht wurde. “‘Dialogue’ übertrifft [Hutchersons andere klassische Blue-Note-Aufnahmen] um Längen”, schrieben Richard Cook und Brian Morton im “Penguin Guide To Jazz”. “Unter Rückgriff auf einige der freien harmonischen und rhythmischen Innovationen, die auf Eric Dolphys Album ‘Out To Lunch’ (an dem Hutcherson mitgewirkt hatte) entwickelt worden waren, begann er, einen komplexen kontrapunktischen Stil zu entwickeln, der eher parallele Melodien als Unisoni und komplexe rhythmische Muster beinhaltete, die er als Brennpunkte konzipierte, um die herum die Musiker operierten.”