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Bunt und wirbelig – Vorreiter einer neuen Welle

Mit ihrem vorwitzigen Debütalbum “NOT TiGHT” hat das jugendliche Duo DOMi & JD Beck Pop- und Jazzkritiker gleichermaßen verblüfft und begeistert. Jetzt ist es auch auf Vinyl erhältlich.
JazzEcho-Plattenteller: DOMi & JD BECK "NOT TiGHT" (Blue Note x Apeshit Records)
JazzEcho-Plattenteller: DOMi & JD BECK "NOT TiGHT" (Blue Note x Apeshit Records)
10.11.2022
Das Album “NOT TiGHT” auf CD, LP und weiteres finden Sie in unserem JazzEcho-Store
DOMi & JD Beck eilte schon seit geraumer Zeit der Ruf voraus, “das meistgehypte Jazz-Duo des Internets” zu sein. Nicht selten folgt auf den großen Hype aber die nicht minder große Ernüchterung, wenn solche Künstler dann ihr erstes Album vorlegen und die Erwartungen nicht erfüllen. Eine Gefahr, der sich auch DOMi & JD Beck mit ihrem Debütalbum “NOT TiGHT” aussetzten. Denn allzu leicht hätte man ihnen vorwerfen können, sich dort nur hinter den großen und guten Namen ihrer Gäste (Herbie Hancock, Thundercat, Anderson .Paak, Snoop Dogg, Busta Rhymes, Mac DeMarco und Kurt Rosenwinkel) zu verstecken. Umso erfreulicher fiel das durchweg positive Echo in der deutschen Presse aus.
“Mit dem Erstlingswerk geben DOMi und JD Beck eine beeindruckende Visitenkarte ab”, findet Dagmar Leischow in Stereo. “Auch wenn Puristen bei diesen Kompositionen nicht gleich in Ekstase ausbrechen werden, beherrschen die zwei Nachwuchstalente ohne Zweifel alles, was den futuristischen Jazz auszeichnet. […] Live mögen DOMi und JD Becks Darbietungen noch viel experimenteller sein, doch auch der ausgeprägtere Pop-Appeal der Studioaufnahmen steht dem Duo durchaus gut. Man darf gespannt sein, was da früher oder später noch alles kommt.”
“‘NOT TiGHT’ kommt einem nicht wie ein Debütalbum vor”, meint Andreas Schneider in Jazzthetik. “Was zunächst skurril und verschroben wirkt, bekommt durch Gastsänger wie Thundercat und Mac DeMarco verführerische Melodiosität. Natürlich ist ‘NOT TiGHT’ keine seichte Radiokost. Dafür sorgen die vespielten Keyboardsounds, die allerdings sehr stark an klassische Vintage-Instrumente angelehnt sind, und die unberechenbaren Stolpertakte. Es klingt, als würde das Duo spaßig mit Versatzstücken von Sly & The Family Stone, Weather Report oder Stevie Wonder jonglieren, ohne sie dabei zu kopieren. […] Der Gipfel vom Ganzen: In ‘Moon’ wirkt sogar Herbie Hancock mit. Einen größeren Ritterschlag kann man als Jungjazzer kaum bekommen.”
“Das Affentempo und die komplexe Verschachtelung, die die beiden vorlegen, verhalten sich zum traditionellen Swing des Modern Jazz ungefähr wie eines dieser Beschleunigungsmonster des Drag Racing zum Cruiser-Kabrio”, schreibt Andrian Kreye in der Süddeutschen Zeitung. “Gefährlich natürlich. Das mit den Geschwindigkeits- und Komplexitätsorgien war ja schon mal der Tod des Jazzrock. In den Siebzigerjahren, als sich die Musiker hinter Schlagzeug- und Keyboardbergen Wettkämpfe lieferten, die dann irgendwann nur noch ermüdend waren. Da unterscheiden sich DOMi & JD Beck. Sie holen mit ihrem Meisterhandwerk Dinge aus ihren Instrumenten, die nicht überwältigen, sondern mitziehen. […] Das Album bringt den nervösen Sci-Fi-Comic-Hip-Hop-Groove der beiden in einen Kontext, den man früher als radiotauglich bezeichnet hätte – immerhin aber ohne, dass die beiden sich allzu sehr verrenken oder gar verraten. Man muss nun also nicht gleich verkünden, dass man die Zukunft des Jazz gehört habe. Aber ein Stückchen davon auf alle Fälle. […] Es gibt auch noch andere, die solchen elektronischen High Speed Jazz spielen. Blue Lab Beats, Yussef Dayes, Kamaal Williams, Morgan Guerin. Aber so bunt und wirbelig das alles auch ist, man sollte sich nicht täuschen lassen. Da rollt eine neue Welle an und DOMi & JD Beck sind vorne dabei.”
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