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David Crosbys “Lighthouse” – Leuchtturm für den Turntable

David Crosby - Lighthouse
David Crosby - Lighthouse
09.12.2016
Trotz seiner zahlreichen und auch kommerziell immens erfolgreichen Solo- und Band-Projekte, gilt David Crosby noch immer als sogenannter “Musician’s Musician”. Einer also, bei dem selbst die hochnäsigsten Mucker-Kollegen vor Respekt auf die Knie gehen, weil Crosby unter Gleichen Erster bleibt. Warum das so ist, hörte man jeder einzelnen seiner wenigen, dafür aber umso exquisiteren Solo-Veröffentlichungen aus den letzten 45 Jahren an. Und “Lighthouse”, sein bisher fünftes Studio-Langspielprojekt unter eigenem Namen, ist keine Ausnahme.
Da wirkt es fast schon wie die viel zitierte Ironie des Schicksals, dass Crosbys qualitative Konstanz in diesem speziellen Fall womöglich einer handfesten Ausnahme geschuldet ist. Und die hat einen ebenfalls nicht ganz unbekannten Namen: Michael League. Der vergleichsweise junge amerikanische Fast-Alles-Könner, dessen Kopfgeburt das derzeit weltweit gefeierte Jazz-Kollektiv Snarky Puppy ist, hat mit Crosby auf “Lighthouse” erstmals gemeinsame Sache gemacht. Mit musikalischen Gästen (neudeutsch: Features) hat die schlohweiße Folk-Rock-Legende zwar jede Menge Erfahrungen, dass aber mehr als die Hälfte der insgesamt neun Songs Co-Kompositionen mit dem für dieses Album auch als Produzent fungierenden League sind, das hat es auf einem Crosby-Solo-Album so noch nicht gegeben.
Kennengelernt haben sich die beiden ursprünglich auf einer Snarky-Puppy-Aufnahmesession, bei der allerdings Crosby der Gast war und für die – wie es sich für den Zufall nun einmal gehört – auch Becca Stevens und Michelle Willis eine Einladung hatten. Crosby war von beiden Sängerinnen derart angetan, dass er mit Stevens nicht nur einen gemeinsamen Song für “Lighthouse” schrieb (“By The Light Of The Common Day”), sondern inzwischen auch verlauten lässt, mit beiden auf Tour gehen zu wollen.
Als kaum weniger bemerkenswert entpuppt sich auch das restliche Personal auf “Lighthouse”. Marc “Walking In Memphis” Cohn zum Beispiel, den Crosby als Freund bezeichnet, hat mit dem Ex von Stills, Nash & Young den Song “Paint You A Picture” geschrieben. Bill Laurance, normalerweise Tastenmann bei Snarky Puppy, steuerte Piano-Parts bei. Und Jackson Browne, Crosbys Weggefährte aus Laurel-Canyon-Zeiten, hat sein Groove-Masters-Studio für die Aufnahmen zur Verfügung gestellt. Dort wäre Crosby wohl gern länger geblieben – allein Produzent League war damit nicht einverstanden und pochte auf einen rigorosen Zeitplan. Im Ergebnis waren die neun Songs dann in für Crosby unüblichen zwölf Tagen eingespielt. Ein Kraftakt, der sich gelohnt hat und mit hoher Wahrscheinlichkeit dadurch begünstigt wurde, dass alle Songs auf ein überschaubares Instrumentarium setzen: Gitarren, Bässe, Klavier und Orgel. Und natürlich die unverkennbare Stimme. Die bei Crosby erfreulicherweise noch immer ganz nach Crosby klingt: Hell und strahlend, über den Dingen schwebend. Wie ein Leuchtturm eben. Die audiophile Komponente des Albums kommt auf der in 180 Gramm gepressten LP besonders gut zum Tragen. Neben einem elegant gestalteten Fold-out-Cover gehören ein Downloadcode-Gutschein, eine bedruckte Papp-Innenhülle und ein Beilageblatt mit den Songtexten zur Ausstattung.
 
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