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Etwas Bewegen – R+R=Now jetzt auch auf Vinyl

Robert Glaspers All-Star-Band R+R=Now gelang mit “Collagically Speaking” eine Besonderheit: das Album ist ein echtes Statement. Jetzt erscheint es auch als LP.
R&R=Now - Plattenteller
R&R=Now - Plattenteller
18.07.2018
Prognosen sind ja immer dann besonders schwierig, wenn sie die Zukunft betreffen. Ob und wie diese Veröffentlichung sich einen Platz in der Musik-Geschichte sichert, muss an dieser Stelle offenbleiben. Was man allerdings schon jetzt sagen kann: Die Verbindung von metamusikalischer Botschaft mit einem physischen Tonträger dürfte auf Vinyl sehr viel besser funktionieren als bei und mit jedem anderen Medium.
Das zeigt sich schon, bevor eine der beiden 180g-Vinyls dieses Doppel-Albums auf dem Plattenteller landet: Der rote Sternenhimmel und die Spiegelbild-Impressionen auf dem Cover des Gatefold-Sleeves können in anderen Formaten längst nicht an die Präsenz und den wirkmächtigen Eindruck dieser Schallplatte heranreichen. Erst recht gilt das für den Rest dieses physischen Ereignisses. Nicht nur, dass sich Songtitel sowie Autoren- und Instrumental-Credits endlich mal ohne Lese-Lupe entziffern lassen. Einer der wichtigsten Aspekte von “Collagically Speaking” ist das – heute würde man sagen – Mission-Statement. Im Klappcover lässt es sich an der wohl prominentesten Stelle nachlesen: “We Wanna Make Art That Means Something. A Sound That Reflects Us And Our World. That Responds To All We Have Seen And All That We Want To See. We Are Here To Make Art and Make Change. To Carry The Torch For The Ancestors And For The Future. This Is Our Time To Tell Our Truth.” Und da drunter machen es die ständigen und temporären Mitglieder von R+R=Now auch nicht.
 
 
Das gilt nicht nur für die Themen, die Glasper und Co. textlich verarbeiten: Von Liebe, über afro-amerikanisch geprägte Selbstfindung bis hin zu amerikanischem Feminismus. Ebenso weitreichend sind die Einflüsse, die R+R=Now musikalisch einfließen lassen. Während “Change Of Tone” an Dam-Funks Modern Funk erinnert, “Resting Warrior” das Xaver Fischer Trio wiederauferstehen lässt und “The Night In Question” kaum ohne Assoziationen mit Miles Davis’ “On The Corner” auskommt, schlägt beispielsweise “HER=NOW” den Bogen zu berühmten Klang-Manifesten à la Frank Fosters “The Loud Minority”. Außerdem verblüffend: Christian Scotts Trompetenspiel erkundet erfolgreich den Raum, der sich zwischen dem schon erwähnten Miles Davis und Don Cherry auftut.
Dass das alles auf Vinyl besser zu klingen scheint als anderswo hat mit Sicherheit auch mit dem Erbe zu tun, dem sich Glasper und seine Mannen ja wortwörtlich verschrieben haben. Trotz des digitalen Standards, der sehr wahrscheinlich auch bei den Aufnahmen zu “Collagically Speaking” im Studio geherrscht haben wird, besticht das R+R=Now-Debüt auf Vinyl durch eine wunderbar wohlige Wärme; gleichzeitig läuft kein einziger Track Gefahr, in einem undurchsichtigen Soundbrei zu verenden. Das haben die Musiker, die auch für die Produktion des Albums verantwortlich zeichnen, bewundernswert gut gemeistert.
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