Vinylfreunde wissen: die Güteklasse einer LP zeigt sich besonders bei leiseren, klanglich zurückgenommenen Einspielungen. Um eine solche handelt es sich beim neuen Album von Pianist Gerald Clayton, “Bells On Sand”. Die zehn Stücke darauf, überwiegend Eigenkompositionen, sind oft von einer ebenso betörenden wie schlichten Innigkeit geprägt. Die Musik scheint förmlich zu atmen, entfaltet sich behutsam und in sanften Wellen, die gelegentlich aber auch kunstvoll gebrochen werden.
“Der Ton dieses Albums ist lyrisch, balladesk und faszinierend persönlich, vor allem auch auf 180g Vinyl”, schreibt Ralf Dombrowski in der Stereoplay. Wer das auf dem eigenen Plattenteller nachprüfen möchte, hat die Qual der Wahl zwischen zwei LP-Ausgaben, die sich allerdings nur im verwendeten Vinyl unterscheiden: neben der Standard-Edition in schwarzem Vinyl gibt es exklusiv im JazzEcho-Store auch eine Pressung in transparentem Vinyl.
Dass es Clayton bei seiner zweiten Blue-Note-Einspielung sozusagen um “Klasse statt Masse” ging, zeigt sich auch daran, dass er die drei Musiker, von denen er diesmal tatkräftige Unterstützung erhält, oft im Duett mit seinem Piano einsetzt und ihnen viel Raum zur Entfaltung einräumt: Mentor Charles Lloyd am Tenorsax, Vater John Clayton am gestrichenen Kontrabass und Schlagzeuger Justin Brown, der bereits seit 2009 Geralds verlässlicher Weggefährte ist. Auf zwei Titeln kommt die junge portugiesische Sängerin und Songschreiberin Mariana Brito da Cruz Forjaz Secca, kurz Maro genannt, hinzu. Mit ihrer leicht rauchigen, aber engelsgleichen Stimme setzt sie Glanzlichter auf den Titeln “Damunt de tu Només les Flors” und “Just A Dream”.
Auf drei Stücken präsentiert sich Gerald Clayton als Klaviersolist. Zunächst interpretiert er raffiniert und auf sehr unterschiedliche Weise zweimal den von Leo Robin, Richard A. Whiting und Newell Chase komponierten Standard “My Ideal”. Und dann lässt er das Album mit “There’s Music Where You’re Going My Friends” solo ausklingen. Das Stück, in dem er Elemente von Blues, Spiritual und Gospel vermischt, stammt aus der Feder seines im Dezember 2020 verstorbenen Onkels Jeff Clayton, einem Altsaxofonisten und Flötisten, mit dem er einst in der Familienband The Clayton Brothers zusammenspielte.